ZentrAAL – Salzburger Testregion für AAL-Technologien
Salzburger Pilotregion für unterstützende Technologien für selbstbestimmtes Altern.
Sinkende Geburtenzahlen und steigende Lebenserwartung prägen die demografische Entwicklung in vielen Regionen Europas. Parallel dazu nehmen altersassoziierte Krankheiten, wie Demenz oder Diabetes mellitus Typ 2, zu. Dies führt zwangsläufig zu einem erhöhten Bedarf an Assistenz und Betreuung. In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von Technologien und Services für ältere und/oder pflegebedürftige Menschen entwickelt. Trotz des prognostizierten hohen Marktpotentials und des volkswirtschaftlichen Nutzens konnten die Potentiale am Markt bis dato jedoch nicht realisiert werden. Gründe dafür sind u.a. unzulängliche Alltagstauglichkeit, fehlende technische Kompatibilität, Nachrüstbarkeit oder eine geringe Marktreife.
Der Ansatz von ZentrAAL sieht daher vor, jüngere aktive SeniorInnen (60 – 75 Jahre) mit ersten Anzeichen eines Unterstützungs- und Sicherheitsbedarfs (Diabetes Typ 2 bzw. leichten kognitiven Einschränkungen) vom Nutzen der Technik zu überzeugen. So sollen sie durch qualifizierte Beratung und Betreuung langsam an unterstützende Technologien herangeführt und ihnen Berührungsängste genommen werden. Im Gegensatz zu bestehenden Lösungen wird ein ganzheitlicher, benutzerzentrierter – ZentrAALer – Ansatz verfolgt. Durch Zusammenführen unterschiedlicher, am Markt verfügbarer Lösungen und F&E Komponenten zu einem kostengünstigen, gebrauchstauglichen und erweiterbaren Softwaresystem wird sowohl die Unterstützung zu Hause als auch unterwegs gewährleistet. Darüber hinaus adressiert ZentrAAL neben dem städtischen Salzburger Zentralraum das ländliche Innergebirg. Zudem wird die Adaptierung bestehender Wohnungen gegenüber der Ausstattung von Neubauprojekten forciert. Für aussagekräftige Evaluierungsergebnisse wird das Softwaresystem ZentrAAL entlang der gesamten AAL-Wertschöpfungskette in einem breiten Feldtest (60 Haushalte) für 15 Monate erprobt. Die begleitende Evaluierung soll Aufschlüsse über Marktbarrieren und Markttauglichkeit des Softwaresystem ZentrAAL, die Effekte der Technologien für die NutzerInnen und deren Angehörige abbilden sowie Erkenntnisse für eine erfolgreiche Marktüberführung liefern.
Ein österreichisches Netzwerk mit etablierten Playern aus Forschung (sozialwissenschaftlich, sportmedizinisch, technisch), Endbenutzerpartnern und IKT-Dienstleistern/ Systemintegratoren soll eine erfolgreiche Abwicklung des Projekts sicherstellen. Zusätzlich wird das Projekt durch das Sozialressort des Landes Salzburg in der Anforderungsanalyse, Öffentlichkeitsarbeit und Evaluierung unterstützt.
https://youtu.be/d_L12mXdHvM
Mehr Informationen zum Projekt
Allgemeines
ZentrAAL – Salzburger Testregion für AAL-Technologien
Ziel des Projektes ZentrAAL ist es, ein erweiterbares Softwaresystem zur Unterstützung des selbstbestimmten Alterns über einen längeren Zeitraum zu testen. In der Pilotregion, dem Salzburger Zentralraum und Teilen des Innergebirgs, werden rund 60 Haushalte von jüngeren aktiven SeniorInnen im Alter von 60 bis 79 Jahren mit unterstützender Technologie ausgestattet. Das Projekt ZentrAAL ermöglicht es ihnen, neue Technologien, die sie in ihrem Alltag unterstützen sollen, zu testen. Verbesserungsvorschläge seitens der SeniorInnen werden bei der Weiterentwicklung des Systems berücksichtigt. Durch dieses benutzerzentrierte Vorgehen sollen weiters Aufschlüsse über die nachhaltige Akzeptanz einzelner AAL-Komponenten und deren Wirksamkeit gewonnen werden.
ZentrAAL wird im Rahmen des FFG Programms benefit mit Mittel des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie gefördert.
Projektergebnisse
Smartes Betreutes Wohnen: Nutzung, Systemakzeptanz und Wirkungen von „meinZentrAAL“
Birgit Trukeschitz, Cornelia Schneider, Susanne Ring-Dimitriou (Hrsg.) (2018): Smartes Betreutes Wohnen: Nutzung, Systemakzeptanz und Wirkungen von „meinZentrAAL“. Erkenntnisse der AAL-Forschung. BoD Book on Demand, Norderstedt, Deutschland. ISBN 978-3-744-88233-0.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wurden in den letzten Jahren unterschiedliche Technologien für ältere Menschen entwickelt. Anspruch dieser sogenannten „Active and Assisted Living“-Technologien (kurz: AAL) ist es, älteren Menschen möglichst lange ein unabhängiges Leben zu ermöglichen. Bis jetzt wurden nur wenige umfangreiche Feldexperimente durchgeführt, die Aufschlüsse zur Akzeptanz, zur Nutzung und zu den Wirkungen dieser Technologien geben.
Ziel der im Rahmen des FFG benefit Programms geförderten Salzburger Testregion für AAL-Technologien „ZentrAAL“ war es, ein AAL-System für das Setting „Betreutes Wohnen“ zu entwickeln und in einem Feldexperiment mit je 60 Personen in Test- und Kontrollgruppe über 15 Monate zu evaluieren.
Im vorliegenden Sammelband werden das entwickelte AAL-System „meinZentrAAL“, das Evaluierungskonzept, die eingesetzten Methoden, die Zielgruppe und die Evaluierungsergebnisse beschrieben. Zudem wird auf die Pläne zur Marktüberführung des AAL-Systems und die Voraussetzungen für ein zukünftiges Smartes Betreutes Wohnen eingegangen. Dieser Sammelband soll Anregungen für die Konzeption und Durchführung von Feldexperimenten im AAL-Kontext geben.
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Anwendungsfall
Renate freut sich, dass ihre Enkelin Rosi so spontan zu Besuch gekommen ist. Sie beschließt eine Jause zuzubereiten, während Rosi mit ihrem Opa im Wohnzimmer Schach spielt. Gemeinsam essen die drei etwas früher als sonst und unterhalten sich über dieses und jenes. Danach verabschiedet sich Rosi von ihren Großeltern. Nach einer Weile bemerkt Renate, dass Rosi ihre Schultasche vergessen hat. „So ein Schussel“, denkt sie sich und beschließt sich auf den Weg zu machen, um ihrer Enkelin die Schultasche zu bringen. Es macht ihr auch gar nichts aus diesen lauen Sommerabend für eine große Walkingrunde zu nutzen, schließlich protokolliert sie ihre Aktivitäten mit dem ZentrAAL-System und ist immer stolz, wenn sie besonders aktiv war. Sie nimmt ihre Stöcke, drückt den Start-Knopf ihrer Smartwatch und wandert gleich los. Auf der Uhr kann Renate ihren Puls und die zurückgelegte Strecke begutachten. Es gefällt ihr und die 3,5 Kilometer bis zum Haus ihres Sohnes kommen ihr so gar nicht so lange vor. „Jetzt noch einmal Gas geben“, denkt Renate als die Uhr zu piepsen beginnt. „Medikamenteneinnahme“ steht groß und deutlich am Display. Während der netten Gespräche und dem frühen Abendessen hat Renate völlig auf die Diabetes-Tabletten vergessen. Etwas besorgt geht sie nun langsamer. Sie weiß, dass sie im Notfall jederzeit ganz einfach über ihre Smartwatch Hilfe verständigen kann. An ihrem Ziel angekommen, ist sie froh, den Notfallknopf nicht gebraucht zu haben. Rosi öffnet die Haustür und ist sichtlich erleichtert, als sie ihre Oma samt Schultasche sieht. „Danke Oma, Papa fährt dich nach Hause“, sagt sie grinsend…
Funktionen
Notfall
Rufhilfe mobil
Wird Hilfe benötigt, kann jederzeit und von überall
aus über die Uhr oder das mobile Tablet, Hilfe gerufen werden. Dazu
gibt es einen SOS-Knopf, dieser verbindet Sie mit der Notrufzentrale des
Hilfswerks.
Stiller Alarm
einZentrAAL erkennt wenn über längere Zeit keine Aktivitäten in der Wohnung stattgefunden haben und möglicherweise etwas passiert sein könnte. Das System fragt in diesem Fall nach, ob alles in Ordnung ist. Zeigen Sie keine Reaktion, informiert meinZentrAAL automatisch die Notrufzentrale des Hilfswerks. Bei aktiviertem Urlaubsmodus wird kein Alarm ausgelöst.
Meine Termine und Erinnerungen
Termine und Erinnerungen verwalten
Sie können Ihre persönlichen Termine (z.B. Arzttermine, Veranstaltungen, …) über das mobile Tablet verwalten. Wenn Sie es wünschen, können Sie sich an diese Termine erinnern lassen. Zusätzlich können einmalige und wiederkehrende Erinnerungen gespeichert werden.
Erinnerung
Die Uhr und das mobile Tablet erinnern Sie dann automatisch an eingetragene Termine und Aktivitäten visuell und akustisch.
Meine Fitness
Übungsprogramme
MeinZentrAAL bietet verschiedene Übungen, die am mobilen Tablet mit Videos
erklärt werden. Sie entscheiden selbst wann und wie intensiv Sie mit
dem System trainieren, Sie können dabei mit der Uhr Ihren Puls
aufzeichnen und Informationen zu Ihrem Training im Nachhinein ansehen.
Aufzeichnen von Aktivitäten
Mit der Uhr können Sie Aktivitäten aufzeichnen.
Sie können dann am mobilen Tablet nachsehen wie viel und wie intensiv
Sie sich bewegt haben und auf einer Karte anzeigen lassen, wo Sie
unterwegs waren.
Vitaldatenübersicht
Über die Uhr kann der Ruhepuls und der Puls bei Aktivität erfasst werden. Mit der Waage können Sie Ihr Gewicht erfassen. Der Verlauf
dieser Daten kann am mobilen Tablet angesehen werden. Dies kann
interessant sein, um zu sehen ob Übungen eine Wirkung gezeigt haben.
Meine Unterhaltung
Spiele und Unterhaltung
Am mobilen Tablet werden verschiedene Spiele angeboten. Regionale
Nachrichten können angesehen werden. Sie haben außerdem Zugang zum
Internet und zum E-Mail. Weiters können Sie mit dem mobilen Tablet Fotos
machen und diese ansehen.
Meine Wohnung
Elektronischer Türspion
Wenn jemand an der Wohnungstür klingelt, können Sie am mobilen und stationären Tablet sehen, wer vor der Tür steht und mit der Person sogar von der Couch aus wie über eine Gegensprechanlage kommunizieren.
Wohnungsstatus
Der aktuelle Status Ihrer Wohnung z.B. welche Fenster und Türen geöffnet sind oder ob der Herd oder andere Geräte eingeschaltet sind, kann jederzeit über das mobile und stationäre Tablet eingesehen werden. Dies ist besonders praktisch, wenn man die Wohnung verlässt.
Meine Gemeinschaft
Informationen über Veranstaltungen
Informationen über Veranstaltungen,
die vom Hilfswerk oder Nachbarn im Haus organisiert werden, werden am
mobilen Tablet angezeigt. Sie können sich am Tablet dazu anmelden und
sich eine Erinnerung setzen, damit Sie diese Termine nicht versäumen.
Nachbarschaftshilfe
Wenn Sie Unterstützung
von Ihren Nachbarn benötigen z.B. etwas aus der Apotheke mitgebracht
haben wollen, dann können Sie dies am mobilen Tablet eintragen. Jemand
in Ihrem Haus kann sich dann auf die Anfrage melden. Genauso können Sie
auch auf Anfragen reagieren und jemandem helfen.
System
Das ZentrAAL-System besteht im Wesentlichen aus einem zentralen und lokalen Server, drei Endgeräten für den/die EndnutzerIn und den Heimautomatisierungskomponenten.
Zentraler Server: zum Sammeln und Auswerten der Sensordaten und zur Kommunikation zwischen den einzelnen Komponenten.
Lokaler Server: zur Kommunikation und Steuerung der Heimautomatisierungskomponenten
Endgeräte für die EndnutzerInnen:
Die Smartwatch unterstützt bei der Aufzeichnung von körperlichen
Aktivitäten. Des Weiteren können BenutzerInnen sie zur aktiven
Alarmierung im Notfall verwenden und Erinnerungen werden angezeigt.
Das stationäre Tablet ist fix neben der Wohnungstür installiert. Der/die BenutzerIn kann dort den aktuellen Wohnungsstatus (Status der installierten Sensoren) bzw. offene Erinnerungen und Termine ansehen und sich vom System abmelden (z.B. bei mehrtägiger Abwesenheit). Das Video des Türspions wird am stationären und am mobilen Tablet angezeigt.
Alle weiteren Funktionen z.B. Fitnessanwendungen, Gemeinschaftsfunktionen und die Terminverwaltung können über das mobile Tablet verwendet werden. Die Notruffunktion ist sowohl am mobilen Tablet als auch auf der Smartwatch verfügbar.
Heimautomatisierungskomponenten:
Zur Überprüfung des Wohnungsstatus und für die automatische Alarmierung
werden verschiedene Sensoren und Aktoren installiert. Hierzu zählen:
Herdüberwachung, Funklichtschalter, Zwischenstecker bei viel genutzten
Geräten (z.B. Kaffeemaschine oder Fernseher) und Fensterkontakte.
Zusätzlich wird ein digitaler Türspion installiert. Eine digitale Waage
zur Erfassung des Gewichts ist ebenso im System integriert.
Webportal für BetreuerInnen: zur Verwaltung von Gemeinschaftsaktivitäten
Events
- Lange Nacht der Forschung – 22.4.2016 (Lange Nacht der Forschung)
- 7. eHealth Day Salzburg – 26.11.2015 (http://www.salzburgresearch.at/event/7-e-health-day-salzburg/)
- 6th International Carers Conference – 3 bis 6.9.2015 (http://www.neilstewartassociates.com/sh323)