CiM – Care in Movement
Immer mehr Menschen brauchen Pflege, aber es stehen immer weniger Pflegekräfte zur Verfügung. CiM verfolgt zwei Strategien: (i) Einbinden von Freiwilligen und Verbesserung der Kommunikation zwischen formeller und informeller Pflege und (ii) Unterstützung der zu Pflegenden durch mobilitätsfördernde Maßnahmen.
Im Projekt CareInMovement (CiM) wird ein System entwickelt, das europaweit zur Pflegeunterstützung eingesetzt werden kann. Das System vereint zwei sich ergänzende Ansätze: Zum einen sollen Freiwillige und Familienmitglieder besser in den Pflegeprozess integriert und unterstützt werden, um in weiterer Folge möglichen Pflegeengpässe entgegenzuwirken. Das System bietet dabei unterschiedliche Funktionen, um den Pflegeprozess zu unterstützen (z.B. standardisierte Kommunikation und Aufgabenmanagement) und um Freiwillige zu motivieren (z.B. Zeitbankkonto). Zum anderen bietet das System individuelle Bewegungsprogramme für Personen mit Pflegebedarf. Ihr Gesundheitszustand soll dadurch gehalten oder im besten Fall sogar verbessert werden, um möglichst lange selbstständig und unabhängig bleiben zu können.
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Projekt
CareInMovement – Kombination von intelligenter Technologie und persönlicher Hilfe zur Erhaltung der Mobilität.
CiM verändert die Sicht auf die Altenpflege, indem wir alle Mitglieder eines Betreuungsnetzwerks einbeziehen und die Freiwilligen zusätzlich dazu befähigen, sich mit der Nutzung fortgeschrittener IKT zu befassen. Wir beziehen formelle und informelle Betreuer sowie ältere Menschen mit ein und geben jeder Gruppe Anreize, einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität aller Beteiligten zu leisten. Dies beinhaltet ein Meldesystem für informelle Betreuer, eine bessere Synchronisierung zwischen formellen und informellen Betreuern und Training sowie Motivationsanreize für ältere Menschen, die an Erkrankungen des Kreislaufsystems oder des Bewegungsapparates leiden. Diesen Menschen bieten wir Dienste und Anwendungen an, um sie zu mehr Bewegung zu motivieren und damit ihre allgemeine Gesundheit zu verbessern.
Details
Überblick
Europa steht vor dem Problem, nicht nur eine alternde Bevölkerung zu haben, sondern auch eine abnehmende Gruppe von formellen Betreuern. CareInMovement (CiM) nimmt diese Herausforderung an und entwickelt die Art und Weise, wie wir über die Pflege älterer Menschen mit Hilfe fortschrittlicher IKT nachdenken, neu. Einerseits soll die Anzahl der Pflegekräfte erhöht und eine nachhaltige Pflegegemeinschaft aufgebaut werden, indem Freiwillige und pflegende Angehörige mobilisiert und gefördert werden. Zum anderen werden die Pflegebedürftigen dabei unterstützt, ein unabhängiges Leben zu führen, indem der aktuelle Gesundheitszustand aufrechterhalten und die Aktivitäten des Alltags durch individuell zugeschnittene Bewegungsaktivitäten verbessert werden.
Implementierung
Der CiM-Ansatz wird technologisch von zwei sich ergänzenden Diensten unterstützt: einem „Virtual Motion Coach“ und einem „Virtual Empowerment Coach“. Der „virtuelle Bewegungstrainer“ erweitert die Alltagsaktivitäten mit individuellen Übungen und Trainingsherausforderungen für ältere Menschen. Ziel ist es, ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Fähigkeiten zu überwachen. Der „virtuelle Empowerment-Coach“ erleichtert und verbessert die Zusammenarbeit zwischen formellen und informellen Betreuern. Es ermöglicht den Informationsaustausch zwischen Pflegepersonen durch die Verwendung einer gemeinsamen, an die informelle Pflege angepassten Pflegesprache und bietet Bildungsmöglichkeiten. CiM wird innerhalb von zwei Betreuungsprogrammen in Österreich und Italien für 8 aufeinanderfolgende Monate mit Betreuungsempfängern, Familienmitgliedern, Freiwilligen und formellen Betreuern in jedem Land getestet. Zusätzlich wird in jedem Land eine Kontrollgruppe eingerichtet. Um eine hohe Benutzerfreundlichkeit und technologische Akzeptanz zu erreichen, werden zu Beginn des Projekts so genannte „Lead User“ eingestellt. Sie sind an allen Projektphasen beteiligt, z.B. zur Erfassung der Benutzeranforderungen, Entwicklung von Schulungskonzepten, Design der Benutzeroberfläche und Vorbereitung von Feldversuchen.
Erwartete Resultate und Auswirkungen
CiM bezieht seine Benutzer in sinnvolle Aktivitäten ein, die zur Verbesserung ihrer persönlichen Gesundheitsbedingungen beitragen. Vitalität und körperliches Wohlbefinden können verbessert werden und im Idealfall wirkt sich CiM auch positiv auf das geistige Wohlbefinden der Menschen aus. Die Erweiterung der Betreuungsgemeinschaften durch die Integration von Freiwilligen entlastet die pflegenden Angehörigen. Sie sind in der Lage, Stress besser zu bewältigen und die negativen Auswirkungen von Pflegeaktivitäten zu reduzieren. Mit CiM können soziale Pflegeorganisationen die Pflege effektiver und effizienter organisieren. Die Roadmap für die Markteinführung wird innerhalb eines Jahres nach Projektende umgesetzt.
Laufzeit des Projektes
1/10/2015 – 30/9/2018
Scenario
Marianne H. (72, verwitwet) lebt in ihrem eigenen Haus in Fusch, einem kleinen Dorf in den Salzburger Bergen in der Nähe des Großglockners. Ihre Tochter Michaela (48, verheiratet, ein Kind hat gerade die Schule beendet, ist erwerbstätig) lebt im Nachbardorf und besucht sie ein- oder zweimal pro Woche. Marianne leidet seit vielen Jahren an Herzinsuffizienz in Verbindung mit Atemnot. Aufgrund ihrer Krankheit bewegt sie sich nur sehr wenig und ist jetzt auch übergewichtig. Ihr Hausarzt weiß, dass Marianne in ihrem Alter mehr tun muss als nur ihre Ernährung zu ändern. Deshalb ermutigt er sie immer, körperliche Übungen zu machen. Zumindest regelmäßiges Spazieren, um sie zu mobilisieren und eine Thrombose zu vermeiden. Marianne braucht Hilfe bei der persönlichen Hygiene und Überwachung der Medikamente und hat daher fünf Stunden pro Woche eine häusliche Pflege vom Hilfswerk (einem der Hauptpflegeanbieter in Österreich) in Anspruch genommen. Zuvor übernahmen ihre Nachbarn Hans und Anna Z. einige Aufgaben und halfen ihr bei der Gartenpflege und Hausreinigung. Sie waren jedoch besorgt, die Verantwortung für die Pflege zu übernehmen, weil sie Angst hatten, unangemessene Hilfe zu leisten.
Trotz der Verschlechterung ihres Gesundheitszustands besteht ihr Hausarzt weiterhin darauf, dass sie sich mehr körperlich betätigen sollte. Eines Tages erzählt er Marianne, dass ein neuer Dienst namens „CiM“ auf dem Markt verfügbar ist, den sie als „virtuelle Assistentin“ nutzen könnte, um regelmäßig individuell zugeschnittene körperliche Aktivitäten durchzuführen und dabei mit ihrer örtlichen Gemeinde in Kontakt zu bleiben. Der Dienst basiert auf persönlichen Geräten, die als „Tablet“ und „Fitness-Tracker“ bezeichnet werden. Anfangs hat Marianne Zweifel, ein solches Gerät zu tragen, aber sie beschließt, es zu testen, da das System die Möglichkeit bietet, dass ihre Nachbarn eine spezielle Schulung („CiM-Bildungsservice“) erhalten, um sie unterstützen zu können. Marianne erfährt auch, dass ihre Enkelin darüber nachdenkt, Krankenschwester zu werden, und beteiligt sich deshalb daran, Marianne spazieren zu führen. Nach ihren Trainingsplänen muss Marianne jeden zweiten Tag mindestens 25 Minuten mit ihrer Enkelin spazieren gehen. Am Anfang ist sie frustriert. Aber nach drei Wochen merkt sie, dass sie wieder alltägliche Aktivitäten ausführen kann, die sie vorher nicht erreichen konnte. Nach zwei Monaten hat sie bereits fünf Kilogramm abgenommen und kann nun die Pflegezeit des Hilfswerks verkürzen – auch dadurch, dass ihre Nachbarn ihr jetzt wieder helfen können. Sie sagt, dass sie das System niemals missen möchte, da es ihr positives Feedback gibt, bedarfsgerechte Trainingspläne („CiM-Motivations- und Bewegungsförderungsdienst“), die es ihr ermöglichten, wieder alleine in die Kirche zu gehen. Ihr Fortschritt freut ihren Hausarzt und ihre Nachbarn.
Öffentliche Unterlagen (Englisch)
Evaluierungsberichte
- Design of the CARIMO field trial and survey data collection (Englisch)
- Design of online surveys for older adults (Englisch)
- Usability of CARIMO over time – the perspective of home care service users (Englisch)
- Usability of CARIMO – the perspectives of the members of the care network (Englisch)
- Effects of CARIMO (Englisch)
- Zeitbanken und Tauschkreise in Österreich
CARIMO
CARIMO ist die technische Umsetzung des CiM-Systems. CARIMO wird hauptsächlich auf einem Tablet-Computer verwendet. Zusätzlich kann ein Fitness-Tracker zur Überwachung der eigenen Aktivitäten eingesetzt werden.
Tablet-App
Übungen
Der Motion Promotion Service bietet individuelle, gesundheitsfördernde körperliche Übungen mit Schwerpunkt auf motorischen Fähigkeiten.
Übersicht
Die Aktivitätsübersicht zeigt den Fitnessfortschritt, zu dem auch ausgeführte Übungen und Alltagsaktivitäten gehören. Belohnungen werden angezeigt, wenn die Ziele der Person erreicht werden.
Aufgaben und Nachrichten
Der Collaboration-Service bietet Arbeitspläne für die Benutzer und Betreuer zur Dokumentation von Aktivitäten. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen informellen und formalen Betreuern bietet es einen Messaging-Service.
Zeitungen und Zeitschriften
Das Tablett bietet regionale Nachrichten und Zeitschriften.
Spiele und Internet
Zusätzlich bietet das System Spiele und die Benutzer haben Zugang zum Internet.
Handbuch und Kurse
Der Bildungsdienst basiert auf aktuellen Kursen, die von formalen Betreuern angeboten werden. Es bietet Lehrmaterialien zur Überprüfung der Kursinhalte. Für Pflegekräfte bietet dieser Service Informationen zu wichtigen Pflegethemen, z.B. wie man Pflegeempfänger mobilisiert.
Tipps
Das System gibt jede Woche einen neuen Tipp, wie der Endverbraucher seine und ihre Agilität, Kraft und Fitness erhalten kann.
Terminvereinbarungen
Der Freiwilligendienst verwaltet die Treffen der primären Endnutzer mit ihren Betreuern.
Login
Wenn die Betreuer eingeloggt sind, können sie die Aufgaben und Aktivitäten, die sie während ihres Besuchs beim Endbenutzer zu Hause ausgeführt haben, melden.
Tracker-Lösung
Zusätzlich kann ein Fitness-Tracker zur Überwachung der eigenen Aktivitäten eingesetzt werden. Der Fitness-Tracker zeichnet alltägliche Aktivitäten auf. Es zeigt gelaufene Schritte, Millagen und verbrannte Kalorien.
Weiterhin ist es möglich, gelaufene Strecken wie z.B. Spaziergänge und Wanderungen aufzuzeichnen. Anschließend kann der Benutzer die Routen auf der Kartenübersicht des Tabletts ansehen.
Web-Portal
Das Web-Portal wird hauptsächlich von Pflegekräften, Freiwilligen, Assistenten und Mentoren genutzt. Es ermöglicht ihnen, mit dem Endverbraucher oder untereinander in Kontakt zu treten.
Aufgaben und Meldungen
Wie auf dem Tablet bietet der Collaboration-Service Arbeitspläne für die Pflegekräfte zur Dokumentation der Aktivitäten an.
Die Community kann den Fortschritt im Web-Portal oder auf dem Tablet nachlesen.
Und es ist auch möglich, Notizen zu schreiben. Sie werden auf dem Tablet angezeigt, wenn jemand etwas dokumentiert hat oder eine Nachricht hinterlassen wurde.
Handbuch und Kurse
Der Bildungsdienst basiert auf aktuellen Kursen, die von formalen Betreuern angeboten werden. Es bietet Lehrmaterialien für die Kursinhalte. Für Pflegekräfte bietet dieser Service Informationen zu wichtigen Pflegethemen, z.B. wie man Pflegeempfänger mobilisiert.
Terminvereinbarungen
Termine mit den Betreuern können ebenfalls über das Web-Portal verwaltet werden. Der Endverbraucher wird über neue Termine informiert.
Freiwilligendienst
Freiwillige können auf dem Webportal Berichte über ihre Aktivitäten erstellen.
Feldversuche
Feldversuch Österreich
Juni 2017 – 28. Februar 2018
Testgruppe
55 Kunden des Hilfswerk Salzburg, deren Familienbetreuer, Pflegekräfte und Freiwillige
Feldversuch Italien
Juli 2017 – 28. Februar 2018
Testgruppe
34 Kunden einer Sozialeinrichtung (ALDIA und andere), deren Familienbetreuer, Pflegekräfte und Freiwillige.
Die Bewertung des CiM-Projekts umfasst eine Usability-Analyse, die Analyse der tatsächlichen Nutzung des CARIMO-Systems und eine Wirkungsanalyse.
- Usability-Analyse: Online-Fragebögen an Endverbraucher (Kunden), deren Angehörige, professionelle Betreuer und Freiwillige; persönliche Interviews mit Angehörigen
- Analyse der tatsächlichen Nutzung: automatische Nutzungsdatenerfassung aller Benutzergruppen
- Wirkungsanalyse: drei Fragebögen und drei Umfragen zur funktionellen Fitness pro Kunde der Test- und Kontrollgruppe (Endanwender) (vor, während und am Ende der Testphase).
Videos
Impressionen von den Feldversuchen: Mobilität und Zusammenarbeit
Impressionen von den Feldversuchen: Fitnessübungen und Spaß