2003-10-07:
Salzburg Research schließt erfolgreiches EU-Projekt CULTOS ab
Internationales Symposium zu Kulturerbe und Neuen Medien
Ein hochkarätig besetztes Symposium zum Thema „Kunst und Geisteswissenschaften im digitalen Raum“ bildete am 6. und 7. Oktober 2003 den Abschluss für das von Salzburg Research koordinierte EU-Projekt CULTOS. Die Veranstaltung im Rupertinum soll zugleich Start für eine jährliche Veranstaltungsreihe in Salzburg zum Themenschwerpunkt e-Culture sein.
Die Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research will damit das enorme Know-how unterstreichen, das sie in diesem Bereich aufgebaut hat. „Unser Ziel ist es, Salzburg als Zentrum für Kultur-Informatik zu positionieren,“ erläutert der wissenschaftliche Leiter von Salzburg Research, Siegfried Reich.
Download von hochauflösenden Bildern – Abdruck mit Urhebervermerk (c) Salzburg Research frei:
Virgil Widrich, Siegfried Reich, Roland Haas
Ziva Ben-Porat, Wernher Behrendt, Monika Fleischmann
Wernher Behrendt, Monika Fleischmann, Siegfried Reich
Inhalt des Forschungsschwerpunktes e-Culture von Salzburg Research ist die Anwendung von neuen Informationstechnologien in Archiven, Bibliotheken und Museen. Die Salzburger Forscher(innen) haben in den vergangenen Jahren umfangreiche Kompetenzen in diesem Bereich aufgebaut und zur Verfügung gestellt – von technologischer Forschung und Entwicklung bis hin zu Technologiebegleitforschung und Beratung. Zahlreiche Projekte im Themenfeld e-Culture werden aktuell bearbeitet bzw. wurden erst kürzlich erfolgreich abgeschlossen.
Podiumsdiskussion
Was dieser Wissensvorsprung für Salzburger Kulturinstitutionen bedeuten kann und welche Chancen und Risken der Einsatz von Neuen Medien mit sich bringt, war Inhalt der Podiumsdiskussion „Kunst, Kultur und Wissenschaft im digitalen Spannungsfeld“ am 6. Oktober 2003. Prominente Persönlichkeiten aus dem Bereich der Neuen Medien wie Monika Fleischmann (Fraunhofer Institut für Medienkommunikation) und Virgil Widrich diskutierten mit Vertreter(inne)n der regionalen und nationalen Kunst- und Wissenschaftsszene. Mit am Podium unter anderem Erich Marx (Salzburger Museum Carolino Augusteum), Hans Petschar (Österreichische Nationalbibliothek) und Roland Haas (Universität Mozarteum).
Die Zukunftstechnologien wurden bei der Diskussion vielfach als Mittel zur digitalen Inventarisierung und damit Möglichkeit für eine bessere wissenschaftliche Bearbeitung sowie als Werkzeug für den Internetauftritt gesehen. „Das Museum muss ein Platz für die originalen Kunstwerke sein und bleiben, IT-Technologien bieten jedoch wertvolle Unterstützung,“ merkte Erich Marx an. Auch Ingrid Weydemann vom Museum in der Fronfeste, Neumarkt/Wallersee, war überzeugt: „Durch digitale Technologien können wir anbieten und anregen – und somit die Lust am Forschen wecken.“
Monika Fleischmann zeigte, dass Kinder mit den Neuen Medien ganz natürlich und unbeschwerlich umgehen. Roland Haas bekräftigte dies: „Wir müssen heute Lehrer qualifizieren, damit sie mit der Jugend Schritt halten. 13jährige Kinder zeigen es oft den eigenen Lehrern, wie man Musik am Computer macht.“
Symposium
Hochkarätig ging es am 7. Oktober weiter: Renommierte Expert(inn)en präsentierten im Rahmen des internationalen Symposiums „Kunst & Geisteswissenschaften im digitalen Raum“ verschiedenste Projekte aus den Bereichen Kunst, Kulturerbe und Geisteswissenschaften. Thematische Schwerpunkte bildeten einerseits Praxisberichte, wie Kunst, Kultur und Wissenschaft mit Hilfe digitaler Technologien vermittelt werden können, andererseits relevante Zukunftstechnologien wie XML und das Semantische Web. Das Trägerprojekt CULTOS ist ein Schritt in Richtung Semantisches Web und Beispiel dafür, wie man mit neuen Technologien Kunst und Kultur einer breiten Öffentlichkeit nahebringen kann.
EU-Forschungsprojekt CULTOS knüpft virtuelle Verbindungen
Shakespeares Stücke gelten bei jungen Leuten als eher spröder Stoff. Shakespeare in Love als Kultfilm von Mark Norman mit Gwyneth Paltrow in der Hauptrolle wurde hingegen von der Jugend begeistert aufgenommen. Was läge also näher, als eine Querverbindung zwischen diesen Werken herzustellen: Von der Szene im Film zur literarischen Vorlage, vom Pop-Song zu Gedichten oder Gemälden.
„Meine Idee zu CULTOS war die Vision einer virtuellen Bibliothek, in der multimediale Artefakte, also Texte, Bilder, Videos und Audiodateien, als verständliche Einheiten dargestellt sind. Diese Bibliothek erlaubt es Benutzern, Zusammenhänge zwischen diesen Einheiten nachzuvollziehen, ohne mit einer Vielzahl an Information überhäuft zu werden,“ erläuterte Ziva Ben-Porat, Professor an der Universität Tel Aviv, den Ausgangspunkt für das Projekt CULTOS. Genau diese Form der Verknüpfung von aktuellen mit traditionellen Kulturinhalten wurde in den letzten beiden Jahren unter der Leitung von Salzburg Research realisiert.
„Aus der technischen Perspektive ging es bei CULTOS darum, Werkzeuge zu schaffen, die es erlauben, erworbenes Wissen in seiner ganzen Komplexität zu erhalten, zu speichern und weiterzuverarbeiten. Die multimedialen Daten – Videos, Bilder, Audio- und Textmaterial – und deren komplexe Zusammenhänge werden in der virtuellen Bibliothek in Form eines Wissensnetzes verwaltet und allgemein über das Internet zugänglich gemacht. Im Gegensatz zu heute üblichen Websites mit willkürlichen und auch nicht weiter definierten Verbindungen werden die Links mit CULTOS dynamisch aus dem Wissensnetz erzeugt,“ erläutert Projektleiter Wernher Behrendt von Salzburg Research.
Wissenschafter(innen) können so besonders den jüngeren Menschen auf einfache, anwenderfreundliche Weise das europäische Kulturerbe über die neuen Medien zugänglich machen. Die Anwenderfreundlichkeit besteht einerseits darin, dass das CULTOS-Werkzeug dem Wissenschafter die mühselige Erstellung von Webseiten abnimmt, und dass der „Kultur-Surfer“ ansprechende, mit Expertenwissen angereicherte Multimedia Inhalte präsentiert bekommt.
Derartige Anwendungen haben nicht nur im Kulturbereich, sondern auch in High-Tech-Bereichen und in der Wissenschaft großes Potenzial. „Die Leistungsfähigkeit der Software bewirkt den Übergang vom traditionellen World Wide Web hin zum vielzitierten semantischen Web, welches die Intention des Wissenshungrigen erkennt und die beste Information herausfiltert. Kultur ist in diesem Zusammenhang wichtiger Innovations- und damit Wirtschaftsfaktor,“ so Behrendt.
11 europäische Partner beteiligt
Das interdisziplinäre EU-Forschungsprojekt CULTOS startete vor zwei Jahren und endet jetzt planmäßig. Es war mit rund 3,66 Millionen Euro dotiert und zählte mit elf europäischen Partnern zu den größten seiner Art. Die Anwendergruppe im EU-Projekt kommt aus dem Bereich der intertextuellen Literaturforschung und nutzte die CULTOS Autorenwerkzeuge dazu, um beispielsweise die Thematik des Don Quixote von der Textvorlage (Cervantes), über die Bilder von Velazques, bis hin zum Musical „Der Mann von La Mancha“ multimedial darzustellen.
Projekt-Website: http://www.cultos.org
Weitere e-Culture Projekte von Salzburg Research
CULTOS ist nicht das einzige Projekt, das von der Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research erarbeitet wird. Im Bereich e-Culture stehen und standen folgende Arbeiten im Vordergrund:
- EU-Leitstudie DigiCULT (2002): Entwicklung eines „Werkzeugkastens“ zu Strategien und Herausforderungen europäischer Kulturinstitutionen im Informationszeitalter.
http://digicult.salzburgresearch.at - DigiCULT Forum (2002-2004): aufbauend auf die Leitstudie werden digitale Technologien mit Relevanz für den Kulturerbesektor in Expertenrunden evaluiert und die Ergebnisse kostenlos publiziert. http://www.digicult.info
- VICODI (2002-2004): Verbessertes Verstehen von digitalen Inhalten im Internet durch visuelle Verknüpfung von Kontext (Bilder, Informationen, interaktive Landkarten); Demonstrationsbeispiel: Europäische Geschichte. http://www.vicodi.org
- REGNET (2001-2003): technische Infrastruktur für regionalen Kultur-Servicezentren: Unterstützung von Geschäftsprozessen, Digitalisierung, elektronisches Publizieren. http://www.regnet.org
- COVAX (2000-2002): Entwicklung übergreifender Standards für Kulturkataloge auf Basis von XML sowie einer Software für eine Suchmaschine für verteilte Kulturgüter. http://www.covax.org
Weitere Informationen:
Birgit Retsch, Öffentlichkeitsarbeit
T 0662.2288-248 | birgit.retsch@salzburgresearch.at