Was Salzburger/-innen über automatisierte Mobilität denken

2019-11-25:

Fahren ohne Lenkrad? Was denken, erwarten oder befürchten die Salzburgerinnen und Salzburger? Die Meinung der Bevölkerung wurde im Rahmen eines weltweiten BürgerInnen-Dialoges zu automatisierter Mobilität erhoben. Salzburg Research veröffentlichte nun die regionalen Ergebnisse für das Bundesland Salzburg.

Das automatisierte Fahren ist ein sehr technisches Themenfeld, beinhaltet aber auch ein breites Spektrum gesellschaftlicher Fragen. Um die Meinung von Bürgerinnen und Bürgern aus verschiedenen Lebensbereichen zu erfahren, waren sie eingeladen, einen Tag lang über die Möglichkeiten, Chancen, Potenziale sowie Risiken automatisierter Mobilität zu diskutieren und sich über ihre Auswirkungen auf unseren Alltag auszutauschen. Der internationale BürgerInnen-Dialog zu automatisierter Mobilität fand Anfang April zeitgleich in Wien, Linz, Graz, Pörtschach und Salzburg statt. Weitere Dialoge in Deutschland, Frankreich, Kanada, den USA, Singapur und in anderen Ländern folgten.

Salzburg Research lud im Auftrag des Landes Salzburg zum BürgerInnen-Dialog in Salzburg und wertete die Salzburger Detailergebnisse aus. Der Ergebnisbericht ist nun öffentlich verfügbar.

Positive Einstellung zu automatisierter Mobilität

Parallel zu den österreichweiten Ergebnissen überwiegt auch bei den teilnehmenden Salzburgerinnen und Salzburgern eine positive Einstellung gegenüber automatisierter Mobilität. 78 Prozent der Teilnehmenden befinden die Einführung von automatisierter Mobilität für sie persönlich für eine gute oder sehr gute Sache. Große Vorbehalte gegen die Einführung von automatisierter Mobilität hatten nur neun Prozent der Teilnehmenden.

Automatisierte Mobilität = Zukunft

Die Teilnehmenden wurden zu Beginn und am Ende der Veranstaltung gebeten, je ein Wort zu nennen, das sie mit automatisierter Mobilität assoziieren. Sowohl zu Beginn als auch am Ende der Debatte überwiegten die positiven Zuschreibungen zu automatisierter Mobilität. Auffallend ist, dass am Ende der Veranstaltung doppelt so viele Teilnehmende das Wort „Zukunft“ angaben als zu Beginn.

Die am öftesten genannte Hoffnung, die sich die Teilnehmenden durch das Einführen von automatisieren Fahrzeugen erwarten, war „Barrierefreiheit“. Automatisierte Fahrzeuge fördern ihrer Meinung nach die Mobilität für alle sowie die Zugänglichkeit des Verkehrs für verkehrseingeschränkte Personen. Parallel zu den österreichweiten Ergebnissen sind auch für die Salzburgerinnen und Salzburger „Sicherheit“ und „Unfallvermeidung“ von zentraler Bedeutung. Die größten Bedenken gibt es hinsichtlich der zu erwarteten Kosten, einer starren Überwachung sowie einem damit möglicherweise einhergehenden Datenmissbrauch.

Chancen und Risiken der automatisierten Mobilität

Besonders große Verbesserung sind bei der Möglichkeit, sich während der Fahrt anderweitig zu beschäftigen, weniger Verletzungen durch Verkehrsunfälle, weniger Staus auf Autobahnen oder beispielsweise bei der Möglichkeit der privaten Autonutzung zu erwarten. Die einzigen Aspekte, bei denen mehr als 20 Prozent der Teilnehmenden eine Verschlechterung befürchten, sind die zu erwartenden Gesamtkosten des öffentlichen Verkehrs (22 Prozent) und die Gesamtkosten des PKW-Besitzes (48 Prozent).

Mit dem Automatisierungsgrad steigen die Vorbehalte

Auch die Ergebnisse zum Vertrauen in die verschiedenen Automatisierungsstufen weisen Parallelen zu den österreichweiten Ergebnissen auf. Bei Level 2 (Teilautomatisierung) stimmen fast alle (96 Prozent) der Teilnehmenden zu, dass sie sich wohlfühlen würden. Dieser Automatisierungsgrad ist jetzt teilweise bereits Realität. Beispiele sind automatisches Einparken, Spurhalte- oder Stauassistenten. Bei Level 3 ( “bedingte Automatisierung“, z.B. Fahrzeug blinkt automatisch bei Spurwechsel), 4 (Hochautomatisierung: das Fahrzeug übernimmt die Führung, Fahrer greift bei Bedarf ein) und 5 (Vollautomatisierung: kein Fahrer mehr erforderlich) sinkt der Wohlfühlfaktor auf 78 Prozent, 65 Prozent bzw. 48 Prozent ab. Bei Level 5 gaben etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden an, dass sie sich unsicher bzw. nicht mehr wohl fühlen würden.

„Die Teilnehmenden gaben an, dass umfangreiche Tests unerlässlich sind, um das Vertrauen in die neue Technologie zu stärken“, sagt Cornelia Zankl. „Die unterschiedlichen Automatisierungsgrade müssen also erst ausreichend und in realistischen Umgebungen getestet werden, ehe sie im Alltag eingesetzt werden können.“

Öffentlicher Personennahverkehr als zukunftsträchtigstes Szenario

Die Teilnehmenden waren aufgefordert, aus den folgenden vier Entwicklungsszenarien des Mobilitätssystems jenes mit dem höchsten Potenzial zu wählen:

  1. Das Fahrgemeinschaftsmodell: in diesem Modell bieten private Flottenbetreiber Robotaxis und automatisierte Shuttles an
  2. Das ÖPNV-Modell: der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird automatisiert, ergänzt und bildet das starke Rückgrat des Mobilitätssystems
  3. Das Privat-Besitz-Modell: PKW sind automatisiert, befinden sich allerdings im Privat-Besitz
  4. Das bestehende Verkehrssystem wird verbessert, in automatisierte Mobilität wird jedoch nicht investiert.

Die Salzburgerinnen und Salzburger bevorzugten klar das ÖPNV-Modell als Zukunftsmodell. Alle Teilnehmenden sehen dieses Szenario als „wünschenswert“ oder „sehr wünschenswert“. Oftmals wird dieses Szenario auch in Kombination mit dem Fahrgemeinschaftsmodell kombiniert und diese Kombination als Ideallösung angesehen. Gründe dafür waren, dass so das Verkehrsaufkommen so verringert werden könne, die Flexibilität erhalten bleibt und die Umwelt geschont wird.

Genau dieses Modell bedient auch das aktuelle Forschungsprojekt „Digibus® Austria“. Im österreichischen Leitprojekt „Digibus® Austria“ erforscht und erprobt ein hochkarätiges Konsortium unter der Leitung von Salzburg Research den zuverlässigen und sicheren Betrieb von automatisierten Kleinbussen im öffentlichen Personennahverkehr. Selbständigkeit und Fahrsicherheit von autonomen Fahrzeugen sollen weiter verbessert werden. Dazu gibt es u.a. in der Flachgauer Gemeinde Koppl eine Teststellung für Forschungszwecke.

Fast alle Teilnehmenden empfinden den Einsatz eines automatisierten Shuttles als Zubringer zum öffentlichen Verkehr zur Abdeckung der letzten Meile sowie als On-Demand Shuttle am sinnvollsten. Vom Einsatz solch automatisierter Shuttles würden in erster Linie ältere Personen, und das vor allem in ländlichen Gebieten, einen Nutzen ziehen. Bedenken gibt es hinsichtlich einer potenziellen Zunahme des Individualverkehrs, da selbst kurze Wege nicht mehr mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden würden, sondern dafür ein automatisiertes Shuttle in Anspruch genommen wird.

Österreichweit nahmen 170 Personen am BürgerInnen-Dialog Automatisierte Mobilität teil, in Salzburg diskutierten 23 Bürgerinnen und Bürger.

Gesamter Bericht:

Ergebnisbericht: BürgerInnen-Dialog Automatisierte Mobilität in Salzburg
https://www.salzburgresearch.at/publikation/buergerinnen-dialog-automatisierte-mobilitaet-in-salzburg/

Rückfragehinweis: 

Cornelia Zankl, Salzburg Research
cornelia.zankl@salzburgresearch.at | +43-662-2288-317

Bildmaterial:

Verwendung honorarfrei bei Nennung des Urhebers.

Salzburgerinnen und Salzburger diskutieren automatisierte Mobilität beim BürgerInnen Dialog (c) Salzburg Research

Das automatisiertes Shuttle in Koppl: Digibus Austria


 
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