2014-06-02:
1,75 Mio. schweres EU-Projekt fördert kreative Kooperationen für Kulturerbe
Kostenloses E-Book als Inspirationsquelle
Europa besitzt ein enormes kulturelles Erbe – das aber vor allem für Junge etwas angestaubt wirkt. Im Schatten der „großen“ Sehenswürdigkeiten verstecken sich jedoch erstaunliche Geschichten und Aspekte. Diese bringt ein EU-Forschungsprojekt mit neuen Technologien am Beispiel von vier Modellregionen – Salzburg, dem Banat (Rumänien), Katalonien und der Toskana – ans Licht.
Die europäische Forschungsinitiative CreativeCH (Creative Cooperation in Cultural Heritage) hat sich zum Ziel gesetzt, kulturelles Erbe mit neuen Technologien kreativ darzustellen und damit sowohl Einheimischen wie auch Besucher/-innen neu erlebbar zu machen. „Einheimische und insbesondere jüngere Menschen haben oftmals keinen direkten Bezug mehr zur Stadt und ihrer Geschichte. Die Erfahrung der vielen Besucher und Besucherinnen wiederum beschränkt sich zumeist auf das klassische Touristenprogramm, das nur allzu oft bestehende Klischees verstärkt“, erklärt Siegfried Reich, Geschäftsführer der Salzburg Research Forschungsgesellschaft. In Zusammenarbeit mit Einrichtungen aus Wissenschaft und Kultur sowie der Kreativwirtschaft werden im EU-Projekt CreativeCH neue Formen der Kulturvermittlung erarbeitet.
In den vier Modellregionen werden unterschiedliche Schwerpunkte beleuchtet: In Salzburg konzentriert man sich auf das Thema Weltkulturerbe, in der Toskana auf archäologisches Erbe, in Katalonien steht das industrielle Erbe im Mittelpunkt und in Rumänien die kulturelle Vielfalt. Im Salzburger Schwerpunkt, der von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft koordiniert wird, steht die kreative Nutzung des kulturellen Erbes durch neue Technologien im Mittelpunkt, Kooperationen wurden angeregt zwischen Kulturerbe-Einrichtungen, Wissenschaft & Technologie und der Kreativwirtschaft. Ein starker Fokus liegt auch auf der Einbindung und dem Training von jungen Menschen.
Kulturelles Erbe ist ein wesentlicher ökonomischer und sozialer Faktor in vielen Städten und Regionen Europas. „Es gibt gute Gründe, in den Kulturtourismus zu investieren“, sagt Guntram Geser, Forscher und Projektleiter bei Salzburg Research, „Kulturtouristen geben im Schnitt mehr Geld während ihrer Reise aus – und sie suchen nach Authentizität und sinnvollen Erlebnissen. Kooperationen von kulturellen Institutionen, technologischer Forschung & Entwicklung und Kreativwirtschaft eröffnen hier neues Potenzial durch Innovationen in der Nutzung von Kulturerbe.“
Aha-Erlebnisse für die nächste Generation
Ein zentrales Anliegen des EU-Projekts ist, junge Leute an das Thema heranzuführen. In mehreren Workshops mit Jugendlichen wurde erhoben, was sie unter kulturellem Erbe verstehen, wie sie es nutzen möchten und welche Jugendrelevanten Themen damit in Verbindung stehen.
Im Rahmen einer Kooperation mit der FH Salzburg haben fünf Studentinnen das Thema für ihre Bachelor-Abschlussarbeit aufgegriffen und entwickeln in Zusammenarbeit mit drei Studierenden von der FH Hagenberg eine App. Die EU-Initiative CreativeCH hat dafür einen gemeinsamen Kreativworkshop – einen so genannten „Creaton“ – mit Salzburger Medienexperten und Vertretern von Kulturerbeorganisationen initiiert und organisiert. Die Beta-Version ihrer App stellen die Studierenden beim Festival creativity rules in Hallein (3.-7. Juni 2014) vor.
Handbuch als Inspirationsquelle
Im Rahmen des Projekts erschien Anfang 2014 von Salzburg Research ein Handbuch, das Auskunft über zahlreiche Praxisbeispiele und damit jede Menge Inspiration für die Kreativbranche bietet. Fallbeispiele aus ganz Europa, Erfolgsfaktoren und konkrete Empfehlungen für die innovative Umsetzung von Kulturerbe bieten eine wertvolle Ausgangsbasis für die kreative Herangehensweise an moderne Kulturvermittlung.
Dass sich auch in Österreich jede Menge kreative Anwendungen bereits etablieren konnten, zeigen die vorgestellten Fallbeispiele: Die App Carnuntum liefert mittels Augmented Reality wissenschaftlich fundierte 3-D-Modelle ins Life-Bild, mit dem Kappensteig Tourguide in Hallein kann man das Leben der Kelten kennenlernen. Die App „Kirche unterwegs“ begleitet Pilger auf dem slowenisch-steirischen Marienwallfahrtsweg nach Mariazell. Vintage Vienna zeigt, dass private Enthusiasten mittels sozialer Medien viel bewegen können.
Guntram Geser, Veronika Hornung Prähauser, Andreas Strasser (Hg.) (2014) Handbook for Creative Cultural Heritage Cooperation Projects. Salzburg: Salzburg Research Forschungsgesellschaft. ISBN 978-3-902448-39-2
Die digitale Version ist als kostenloses e-Book online verfügbar: www.creative-heritage.eu
Hintergrundinformation: CreativeCH – kreative Kooperation in Europa
Das Projekt CreativeCH (Creative Cooperation in Cultural Heritage) stärkt die Zusammenarbeit von kulturellen Institutionen, technologischer Forschung & Entwicklung und Kreativwirtschaft hinsichtlich der innovativen Nutzung von Kulturerbe. Das Projekt wird aus Mitteln der Europäischen Kommission für den Zeitraum von 2011-2014 mit 1,75 Mio. Euro gefördert (7. Rahmenprogramm für Forschung und Technologieentwicklung, Schwerpunkt Science & Society). Etwa 365.000 Euro davon unterstützen die Aktivitäten in Salzburg.
In vier Modellregionen werden exemplarisch regionale Kooperationen umgesetzt: in Salzburg, im Banat (Rumänien), in Katalonien (Spanien) und in der Toskana (Italien). Dabei wird gezeigt, wie die Nutzung des Kulturerbes durch den Einsatz neuer Technologien erweitert und verbessert werden kann. Weiters werden hierzu Trainingsmöglichkeiten für Studierende angeboten. Auf der europäischen Ebene erfolgt ein breiter Erfahrungsaustausch durch ein offenes Expertennetzwerk, eine Reihe von internationalen Workshops sowie ein virtuelles Forum von Studierenden.
Partnerinstitutionen im EU-Projekt CreativeCH: Salzburg Research Forschungsgesellschaft (Österreich), MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (Deutschland), Generalitat de Catalunya – Museu de la Ciència i de la Tècnica de Catalunya (Spanien), PIN – Servizi Didiattici e Scientifici per l’Università di Firenze (Italien), Universität Coimbra (Portugal), Universitatea de Vest din Timisoara (Rumänien)
Website: http://www.creative-heritage.eu
Dokumentation der Salzburger Aktivitäten in deutscher Sprache: http://kreativkultur.salzburgresearch.at
Bildmaterial:
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