2012-11-21:
Salzburg Research Pilotsystem für mehr Patientensicherheit in der Medikation
Salzburg, 21. November 2012. Rund 13.000 verschreibungspflichtige und nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel sind in Österreich zugelassen. Die Neben- und Wechselwirkungen der Medikamente werden dabei für Mediziner immer unübersichtlicher. Ein, im Forschungsprojekt iMedication, entwickeltes Pilotsystem unterstützt als „intelligentes Cockpit“ die Überwachung von unerwünschten Arzneimitteleffekten und erhöht dadurch die Arzneimittelsicherheit. Entwickelt wurde das „intelligente Medikamenten Cockpit“ von der Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research in Zusammenarbeit mit Medexter Healthcare und der Paracelsus Medizinische Privatuniversität und wird als Pilotanwendung in den Salzburger Landeskliniken (SALK) und der Landesapotheke an der Landeskrankenhaus Salzburg getestet.
Derzeit sind mehr als 13.000 verschreibungspflichtige und nicht – verschreibungspflichtigen Medikamente in Österreich zugelassen. Tendenz steigend. Damit steigen auch die medikamentösen Risiken wie Neben- und Wechselwirkungen. „Tatsachen, die für die behandelnden Ärzte im Alltag kaum mehr zu überblicken sind. Das Problem dabei stellen die großen Informations- und Datenmengen dar, die vom Mensch alleine kaum mehr bewältigt werden können. IKT-basierte Lösungen können dabei unterstützen“, so Projektleiterin und Salzburg Research Wissenschafterin DI Manuela Plößnig, MSc.
Pilotsystem für mehr Patientensicherheit in der Medikation
Im Rahmen des 460.000 Euro großen Forschungsprojektes iMedication entstand in zwei Jahren ein erstes Software-Pilotsystem, das am Universitätsklinikum Salzburg validiert wurde. „Das ´intelligente Cockpit´ ermöglicht die Identifizierung und Überwachung unerwünschter Arzneimitteleffekte und unterstützt derart eine kontinuierliche Überwachung von Arzneimittelrisiken und damit die Patientensicherheit im Krankenhaus. Wir konzentrieren uns auf vier realitätsnahe Anwendungsfälle aus dem stationären Klinikalltag: Hyperkaliämie, einem erhöhten Kaliumspiegel, verminderter Natriumspiegel, die sogenannte Hyponatriämie, Niereninsuffizienz und einem erhöhtem Blutungsrisiko durch medikamentöse Blutverdünnung“, sagt Dr. Jochen Schuler von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, der für die Testphase des Pilotsystems in den SALK verantwortlich war.
Heute, 21. November 2011, 13.00 Uhr, PMU Salzburg wird das Projekt erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, im Rahmen des mittlerweile 4. Team-up Events von Salzburg Research. Die jährlich an unterschiedlichen medizinischen Institutionen stattfindende Veranstaltung stand heuer ganz unter dem Schwerpunkt elektronische Medikation, bietet eine regelmäßige Plattform für e-Health-relevante Themen in Salzburg und vernetzt Wirtschaft, Forschung und Gesundheitswesen. Weitere Infos: https://www.salzburgresearch.at/event/e-health-team-up/
Erhöhte Arzneimittelsicherheit durch Identifikation und Expertenbewertung
iMedication durchsucht die elektronische Patientenakte nach möglichen Arzneimittelrisiken, kombiniert dabei Indikatoren, die auf unerwünschte Arzneimitteleffekte hinweisen, wie z.B verdächtige Diagnosen, Laborwertverschiebungen oder verdächtige klinische Ereignisse (wie Stürze, Verwirrtheit), u.ä. und schlägt Alarm im Falle einer Grenzüberschreitung. Hinzu kommt, dass auch die verpflichtende Meldung von derartigen Arzneimittelwirkungen durch das „intelligente Cockpit“ abgedeckt wird.
„Im Detail bedeutet das, dass neben der aktuellen Medikation umfangreiche Patientendaten, die nach Triggern geprüft werden, die Grundlage für das Forschungsprojekt darstellen. Diese Trigger zeigen Mediziner/-innen Verdachtsfälle an. Abhängig vom Risikograd empfiehlt das ´intelligente Cockpit´ des Forschungsprojektes iMedication unterschiedliche Vorgangsweisen. Die Trigger sind in einer spezifischen Programmiersprache speziell für die Erfassung von medizinischem Wissen, beschrieben“, so Plößnig weiter.
Die Begutachtung und Bewertung von Verdachtsfällen durch unerwünschte Arzneimitteleffekte unterstützt iMedication ebenfalls. Zum Einen durch die Einbindung von zusätzlichen Informationen zu betroffenen Arzneimitteln und zum Anderen durch einen standardisierten Evaluierungsprozess mit automatisierter Meldung von bestätigten Unerwünschten Arzneimittelwirklungen an das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). „Dies ermöglicht eine wesentlich effizientere Einschätzung und Bewertung für die medizinischen Gutachter. Es können konkrete Verdachtsfälle und ursächliche Zusammenhänge zur Medikation direkt bewertet werden“, ist Dr. Schuler überzeugt.
Forschungspartner und Förderung durch das BMVIT
Das insgesamt 2-jährige Forschungsprojekt iMedication wurde vom BMVIT in der Förderschiene FIT-IT “Semantic Systems” mit rund 300.000 Euro unterstützt. Forschungspartner waren dabei Gemeinnützige Salzburger Landeskliniken Betriebsgesellschaft (SALK), die Paracelsus Medizinische Privatuniversität – Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, die Medexter Healthcare sowie die Landesapotheke am Landesklinikum Salzburg.