Digitalisierung im Profisport: Salzburg Research entwickelte für den Bob- und Schlittenverband für Deutschland eine Methode zur Messung von Lenkimpulsen im Rodelsport auf Basis von Bewegungsdatenanalyse.
Herausforderung
Rennrodel-Athletinnen und -Athleten steuern den Schlitten durch feinste Gewichtsverlagerungen des Oberkörpers, durch Zug an den Haltegriffen sowie durch Beindruck an den Hörnchen. Diese feinen und bestmöglich getimten Bewegungen sind meist mit bloßem Auge nicht erkennbar. Bisher werden die Läufe beim Bob- und Schlittenverband für Deutschland in der Regel gleich nach der Fahrt via Funk mit den Trainer:innen, die an bestimmten Streckenabschnitten stehen, und später mittels Videoauswertung besprochen. Zusätzlich wird anhand der Zwischenzeiten analysiert, wo Zeit verloren ging. Es gab keine Methode für die Messung von Lenkimpulsen.
Lösung
Um dieses Problem zu lösen, arbeitete der Bob- und Schlittenverband für Deutschland mit Salzburg Research zusammen, um eine digitale Lösung zu entwickeln. Das anwendungsorientierte Forschungsinstitut Salzburg Research bietet das dafür notwendige Know-how zu Bewegungsdatenanalyse sowie Sensorik und Messen mit neuen Technologien.
Mit Hilfe von smarter Sensorik wurde ein digitales Feedback-System entwickelt, das den Rodelsport digitalisieren und die Rodel-Profis immer näher an die Ideallinie im Eiskanal bringen soll. Zu Beginn wurde ein geeignetes Setup gesucht, um aussagekräftige Daten zu den Interaktionen der Athlet:innen erhalten zu können. In einem iterativen Prozess wurde die Datenqualität bewertet und geprüft, ob die gesammelten Daten die Lenkimpulse in einer Weise wiedergeben, die für die weitere Datenanalyse verwendet werden kann. Daraus entstand ein Prototyp im Labor, der in realer Umgebung, also direkt im Eiskanal, getestet werden kann.
Nutzen
Digitalisierung der Sportart: Die Integration von smarter Sensorik in den Rennrodel ermöglicht die Digitalisierung des Rodelsports. Diese Weiterentwicklung bietet neue Möglichkeiten für die Analyse und Optimierung der Rennfahrtechnik:
- Real-time Feedback: Die sechs Drucksensoren am Rennrodel ermöglichen eine direkte Übermittlung der Bewegungen und Lenkimpulse an die Trainer:innen und später auch die Athlet:innen, was eine schnelle Korrektur und Verbesserung der Rennfahrtechnik ermöglicht.
- Genauere Analyse: Die digitale Technologie ermöglicht eine genauere Analyse der Läufe, einschließlich der Zwischenzeiten und der Positionierung im Eiskanal. Dies hilft bei der Identifizierung von Schwachstellen und der Optimierung der Rennfahrtechnik.
- Personalisierte Trainingspläne: Echtzeitdaten zu den Lenkungstechniken können wertvolle Erkenntnisse für die Leistungsanalyse und -verbesserung bieten. So könnten etwa personalisierte Trainingspläne entwickelt werden, die auf individuelle Lenkmuster zugeschnitten sind.
- Verbesserte Sicherheit: Durch die genaue Überwachung der Bewegungen und Lenkimpulse können die Athleten und Trainer auf eventuelle Fehler reagieren und die so Sicherheit im Eiskanal erhöhen.
Unabhängig vom Rodelsport können tragbare Sensoren und Aktuatoren auch in anderen Sportarten genutzt werden. Die verwendeten Drucksensoren können zum Beispiel auch für Ganganalysen im Laufsport verwendet werden. Durch die Integration in Sportgeräte können Sportgerätehersteller mehr über die Nutzung ihrer Produkte im Feld erfahren.
Mehr erfahren:
Erste Schritte Richtung Digitalisierung: Kostenfreies Testen vor der Investition
Finanziert wird diese Forschungsarbeit im Rahmen des European Digital Innovation Hub (EDIH) „Crowd in Motion“. Der EDIH „Crowd in Motion“ unterstützt Unternehmen und Organisationen bei der digitalen Transformation in der Tourismus-, Sport- und Freizeitwirtschaft mit maßgeschneiderter Beratung und Serviceleistungen – für Klein- und Mittelbetriebe, Organisationen und öffentliche Einrichtungen meist gänzlich kostenfrei.
Der EDIH ist ein ideales Instrument, um erste Schritte in Richtung Digitalisierung zu machen: mit dem Know-how von Expert:innen, der passenden Infrastruktur und einer wissenschaftlichen Basis. Diese Beratung in der Kategorie „Test before Invest“ gibt dem Bob- und Schlittenverband die Möglichkeit, professionell zu experimentieren, ehe viel Geld in ein gegebenenfalls unzureichend funktionierendes Sensorsystem gesteckt wird.