2021-12-07:
Salzburg Research hat in einer Studie das Sicherheitsempfinden von Fahrgästen an Bord eines fahrerlosen Shuttles ohne Operator untersucht. Eine angemessene Reaktion auf Bedenken und Herausforderungen im Sicherheitsempfinden wird dazu beitragen, die Akzeptanz von automatisierten Fahrzeugen in der Gesellschaft weiter zu fördern.
Autonome Shuttles können einen wichtigen Beitrag zum Mobilitätssystem einer Region beitragen, wenn sie gut in ein multimodales Verkehrsumfeld eingebettet sind. „Autonome Fahrzeuge, insbesondere Shuttles und Busse mit minimaler Beteiligung eines Fahrers oder einer Fahrerin oder gänzlich fahrerlose Shuttles werden sich in unserem Mobilitätssystem aber nur dann durchsetzen, wenn die Gesellschaft diese Dienste akzeptiert und nutzt“, sagt Claudia Luger-Bazinger, Innovationsforscherin bei Salzburg Research.
Salzburg Research untersuchte die wahrgenommene Sicherheit von Fahrgästen in einem autonomen Shuttle (SAE Level 4) ohne Operator an Bord. Sechzehn Fahrgäste erlebten fahrerlose Shuttle-Fahrten, die nur durch einen Supervisor in einer Leitzentrale überwacht wurden, und berichteten im Anschluss daran über ihr Sicherheitsempfinden. Die Probandinnen und Probanden absolvierten unterschiedliche Testszenarien und wurden auch mit unangenehmen Situationen konfrontiert: In einem Szenario saßen sie ganz alleine im selbstfahrenden Shuttle, bei einem anderen zu zweit, aber mit einem pöbelnden Mitfahrer. Außerdem wurde untersucht, wie sich die Testpersonen organisieren, wenn die höchstzulässige Fahrgastzahl überschritten wird. Auch ein technisches Gebrechen wurde simuliert.
Wahrgenommene Sicherheit beeinflusst Akzeptanz
Die Akzeptanz und Bereitschaft der Menschen, automatisierte Fahrzeuge zu nutzen, hängt von mehreren Faktoren ab: soziodemografische Merkmale, wie Alter, Geschlecht, Einkommen und Bildungsniveau, sowie kontextbezogene Faktoren, wie Kaufpreise, Anreize, Bekanntheitsgrad sowie Fahr- und Wartezeiten wirken sich aus. Einer der wichtigsten Aspekte für die Akzeptanz ist jedoch die wahrgenommene Sicherheitaus Sicht der Fahrgäste. „Da es sich bei automatisierten Shuttles um eine neue Form des Transports ohne menschliche Fahrerinnen und Fahrer handelt, müssen die Nutzerinnen und Nutzer Vertrauen in fahrerlose Shuttles haben, um sich sicher fühlen“, so Luger-Bazinger.
Im Allgemeinen war das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste in der Studie hoch. Die Fahrgäste wurden nach jeder Testfahrt beefragt und gaben an, dass sie sich insgesamt „sicher“ (27 Prozent der Antworten) oder „sehr sicher“ (73 Prozent der Antworten) fühlten. Keiner der Fahrgäste wählte die Option „weniger sicher“ oder „nicht sicher“.
Faktoren, die die wahrgenommene Sicherheit beeinflussen
Auf die Frage, welche Faktoren ihr Sicherheitsempfinden beeinflussen, gaben die Fahrgäste über alle Testfahrten hinweg 63 Aussagen ab, die weiter analysiert wurden. „Die Antworten der Fahrgäste konnten in vier verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Die wichtigsten beiden Einflussfaktoren waren Fahrstil des Shuttles und Vertrauen in die Technik“, erläutert Luger-Bazinger.
Fahrstil des Shuttles
Dabei zeigte sich, dass der Fahrstil des Shuttles eine zentrale Rolle spielt und in 35 Prozent aller Antworten genannt wurde. Einer der Fahrgäste fühlte sich beispielsweise sicher durch eine „Fahrt ohne Ruckeln […]“. Ein anderer Fahrgast schätzte „die sehr ruhige Fahrt“ und wieder ein anderer Fahrgast genoss das „[…] sanfte Bremsen und die sehr leisen Fahrgeräusche“.
Vertrauen in die Technik
Ebenso wichtig ist das Vertrauen in die Technik. 33 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr eigenes Vertrauen in die Technik ihr Sicherheitsempfinden beeinflusst. Ein Fahrgast nannte die folgenden Faktoren: „Vertrauen in die Technik, Fremdheitsgefühl aufgrund der Neuheit, Grundvertrauen muss vorhanden sein“. Ein anderer Fahrgast gab an, dass er oder sie „Vertrauen in die neue Technologie hat“, was zu einem soliden Sicherheitsempfinden führt, einige Fahrgäste erwähnten, dass sie „Vertrauen in den Leitstand“ haben.
Vorschläge zur Erhöhung der wahrgenommenen Sicherheit
Nach jeder Testfahrt wurden die Fahrgäste gefragt, was zu einer Erhöhung des Sicherheitsempfindens beitragen würde. Insgesamt wurden 45 Aussagen gesammelt und ausgewertet.
Fast 50 Prozent aller Antworten betrafen den möglichen Kontakt mit einer Person in einer Leitstelle, entweder aktiv oder passiv. So gab beispielsweise ein Fahrgast an, dass die gefühlte Sicherheit durch eine „verständliche Sprachkommunikation ohne Unterbrechungen“ erhöht werden könnte. Zwei weitere Fahrgäste sind der Meinung, dass eine „bessere Qualität der Durchsagen“ und eine „bessere und schnellere Verbindung zum Leitstand […]“ positiv zur gefühlten Sicherheit beitragen würden.
Knapp ein Viertel der Aussagen (22 Prozent) der Fahrgäste zeigte, dass eine ausreichende Information über das autonome Shuttle und das zugrundeliegende System zu ihrer gefühlten Sicherheit beitragen würde („mehr Informationen über das System würden die Skepsis vor dem Einsteigen verringern“). Darüber hinaus wurden einige Ausstattungsmerkmale wie Sicherheitsgurte, Notfallknöpfe und Haltegriffe oder andere Haltevorrichtungen genannt.
Wahrgenommene Sicherheit steigt mit der Erfahrung
Im Allgemeinen fühlten sich die Fahrgäste bei allen Testfahrten sicher. Obwohl die öffentliche Meinung gegenüber automatisierten Fahrzeugen skeptisch sein mag – wobei Sicherheitsbedenken für Fahrgäste und Fußgänger/-innen die größte Skepsis darstellen -, ändern sich die Meinungen und Einstellungen der Menschen positiv, wenn sie eine Fahrt in einem derartigen Fahrzeug erleben. Die wahrgenommene Sicherheit steigt mit der Erfahrung mit einem fahrerlosen Shuttle. Außerdem wären die Menschen auch eher bereit, für eine Fahrt in einem Shuttle zu bezahlen, nachdem sie es erlebt haben.
Publikation:
Luger-Bazinger C, Zankl C, Klieber K, Hornung-Prähauser V, Rehrl K. Factors Influencing and Contributing to Perceived Safety of Passengers during Driverless Shuttle Rides. Future Transportation. 2021; 1(3):657-671. https://doi.org/10.3390/futuretransp1030035
Rückfragehinweis:
Claudia Luger-Bazinger, Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH
+43 (0)662/2288-256 | claudia.luger-bazinger@salzburgresearch.at
Bildmaterial (Verwenung bei Angabe des Copyright-Vermerks frei)