Mehrere Menschen arbeiten gemeinsam an einem großen Plakat

7 Handlungsempfehlungen für erfolgreiche Crowdsourcing-Kampagnen

Frag doch mal die Crowd! Mit Open Innovation können Organisationen ihre Innovationsprozesse öffnen und damit das Innovationspotenzial heben. Crowdsourcing funktioniert – wie der Name schon sagt – aber nur mit einer motivierten Community. Diese Faktoren tragen zur Motivation von Teilnehmenden von Crowdsourcing-Prozessen bei:

In den letzten zwei Jahren wurden auf der Plattform Open Innovation Salzburg (www.openinnovation-salzburg.at) in 8 Ideenwettbewerben über 740 Ideen hochgeladen. Es gibt 1.224 Nutzerinnen und Nutzer, ca.1.000 Kommentare und 1.500 Likes. Mittels Gamification werden spielerisch Anreize gesetzt. Doch was motiviert die Menschen, hier mitzumachen?

Welche Faktoren tragen zur Motivation von Teilnehmenden von Crowdsourcing-Prozessen bei und wirken sich so auf den Erfolg aus? Durch Erkenntnisse aus der Theorie und einer quantitativen Umfrage unter den Nutzerinnen und Nutzern der Open Innovation Salzburg Plattform konnten vier spezifische Motivations- und Aktivitätsprofile der Teilnehmenden identifiziert werden. Diese geben Auskunft über die verschiedenen Beweggründe der Crowd, an Ideenwettbewerben teilzunehmen. Gestaltungsfaktoren für Anreizmechanismen, Bewertungsmodus (Juryprozess) und Unterstützungsmaßnahmen für die Umsetzung einer Idee in eine Innovation konnten abgeleitet werden.

Eva Hollauf hat Motivations- und Aktivitätsprofile der Nutzerinnen und Nutzer der regionalen Ideenwettbewerbsplattform Open Innovation Salzburg identifiziert. Anhand der Erkenntnisse aus Literatur und der Ergebnisse der Umfrage wurden vier Motivations- und Aktivitätsprofile identifiziert: Ideeneinreichende Champions, reguläre Ideeneinreichende, Beobachtende und Bewertende. Aus diesen Beweggründen und Aktivitätsniveaus der Community-Mitglieder wurden folgende Handlungsempfehlungen abgeleitet:

Handlungsempfehlungen für Open Innovation: Wie Teilnehmende für Crowdsourcing-Prozesse motiviert werden können

Hinweis: Dies ist eine gekürzte Version der wissenschaftlichen Arbeit von Eva Hollauf. Sollten Sie am gesamten Dokument Interesse haben, senden Sie uns bitte eine E-Mail an eva.hollauf@salzburgresearch.at. Bitte lassen Sie uns in Ihrer Anfrage wissen, für welchen Zweck Sie die wissenschaftliche Arbeit verwenden möchten. Falls Sie selbst Interesse an der Öffnung ihrer Innovationsprozesse haben, senden wir Ihnen gerne die ungekürzte Version im Umfang von 120 Seiten persönlich und kostenfrei zu.


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#1 Kampagnen-Vorbereitungsphase

Verantwortliche müssen bereits hier mit einer umfassenden Kommunikation über die Hintergrundinformationen des Ideenwettbewerbs starten. Der Aspekt der Transparenz ist der Open Innovation Crowd besonders wichtig, sowohl über die Auswahl des Themas, der Zusammensetzung der Jury und des Prämierungs- und Umsetzungsprozesses der eingereichten Ideen.

Um die Mitglieder miteinzubeziehen und zum Beitrag mit passenden und umfassenden Ideen zu motivieren, kann bereits vor Start der Einreichphase mehr über das Thema des Ideenwettbewerbs informiert werden. Wer hat den Ideenwettbewerb initiiert und in welchem Kontext steht er zu den Auftrageber:innen und Partnerorganisationen? Werden in dieser Phase auch bereits Hinweise auf den Umfang der gesuchten Ideen gegeben, kann dies beitragen, dass die Teilnehmer:innen nicht nur viele, sondern auch passende Ideen im Wettbewerb einreichen, da sie den Rahmen des Ideenwettbewerbs besser verstehen.

Da in dieser Phase auch die Expert:innen für die Jurybewertung ausgewählt werden, kann hier nochmals das Vertrauen der Crowd gestärkt werden, indem die Kompetenzen der Expert:innen vorgestellt und Informationen zur Auswahl der Jury geteilt werden. Gerade bei kontroversen Themen, muss seitens der Verantwortlichen darauf geachtet werden, dass der Ideenwettbewerb nicht zu einer Plattform wird, auf der unzufriedene Bürger:innen ihren Unmut kundtun. Dies kann, und wurde, unter anderem durch eine heterogene Zusammensetzung der Jury verhindert.

Des Weiteren sollten die Preise so gewählt werden, dass sie zur Natur des Wettbewerbs passen und die Wertschätzung gegenüber den Ideen der Community-Mitgliedern wiederspiegeln. Die Befragten, welche nicht in der Region wohnen, haben angemerkt, dass das Einlösen mancher Preise für sie nicht möglich ist, da

diese sehr regional gewählt sind. Besonders, wenn sich die Crowd weiter ausdehnt, sollten hier Anreize und Preise gefunden werden, die auch für Personen einlösbar sind, die nicht vor Ort wohnen. Eine gewisse Flexibilität bei den Prämierungen, etwa ein kurzfristiger Tausch von Preisen anhand der Wohnsituation, ist denkbar. In diesem Fall ist wiederum zu beachten, dass sich die Gewinner:innen nicht übergangen fühlen und die Preise in etwa den gleichen Wert aufweisen.

Nicht zu vergessen sollte in dieser Phase auch eine Lead-User Phase sein, besonders um die Verständlichkeit der Aufgabenstellung zu überprüfen. Einige wenige Teilnehmende könnten hier die Beschreibung vorab erhalten, um den Auftraggebenden Feedback zu geben. Die Aufgabenstellung sollte nicht zu kompliziert formuliert sein, um der Crowd nicht das Gefühl zu geben, dass diese nur mit Fachwissen bearbeitbar ist. Die Hauptaspekte des Ideenwettbewerbs sollten kurz und übersichtlich dargestellt werden, zusätzliche Informationen könnten als Ausklapptext zur Verfügung gestellt werden.

Das Eintragen von Beispielideen, eventuell von Lead-Usern bzw. Champions, kann unsicheren Community-Mitgliedern eine Hilfestellung beim Verfassen und Formulieren von Ideen bieten und auch den Auftraggebenden eine Chance bieten der Crowd zu zeigen, welche Aspekte ihnen für die weitere Umsetzung besonders wichtig sind.


#2 Community-Aufbauphase

Die bestehende Crowd sollte durch Ankündigungen auf den Start einer neuen Kampagne aufmerksam gemacht werden und sowohl über den Ursprung des Themas als auch die geplante Umsetzung nach Ablauf des Wettbewerbs informiert werden. Marketingmaßnahmen sollten auch in gewissen Grad an das Thema angepasst werden, um Personen zu erreichen, die in dem Themenfeld tätig sind und somit auch die Zielgruppe der umgesetzten Ideen darstellen. Es sollten alle Kommunikationskanäle – online und offline – gesetzt werden, um auch Personen zu erreichen, die eventuell weniger im virtuellen Raum aktiv sind. Die enge Zusammenarbeit mit themenrelevanten Netzwerkpartnern kann hier eine große Unterstützung sein, um die Reichweite des Ideenwettbewerbs zu erhöhen.


#3 Feedback- und Einreichphase

Neben einer positiven Rückmeldung bzw. dankenden Worten für die Einreichung ist es wichtig, Hinweise zur Weiterentwicklung der Ideen zu liefern. Den Moderator:innen des Ideenwettbewerbs nehmen hier eine besondere Rolle ein, da sie als Bindeglied zwischen Community-Mitglied und Auftraggeber:innen fungieren und somit fehlende Aspekte in einer Ideeneinreichung leichter erkennen und die Nutzer:innen dahingehend unterstützen können, ihren Beitrag noch genauer an die Fragestellung anzupassen.

Es ist wichtig, hier eine objektive und nichtwertende Position einzunehmen und konstruktives Feedback zu liefern. Mit Hilfe von Kommentaren kann nachgefragt werden, wenn ein Aspekt der Idee nicht ganz verständlich ist oder gewisse Punkte gar nicht angesprochen werden, beispielsweise, wer die Umsetzung der eingereichten

Idee unterstützen könnte oder wer die Zielgruppe der neuen Lösung des Problems ist. Viele Teilnehmer:innen sind dankbar für diese Rückmeldungen und können anhand dieser ihre Idee noch weiterentwickeln.

Die Vernetzung mit anderen Mitgliedern, die ähnliche oder ergänzende Ideen eingereicht haben, ist hier ebenfalls möglich und auch seitens der Befragten eine gewünschte Ergänzung zur derzeitigen Kommunikation auf der Plattform. Durch diese Vernetzung können sich auch ganz neue Synergien bilden, die auch in der weiteren Implementierungsphase den Erfolg des Ideenwettbewerbs und der Umsetzung der Ideen gewährleisten können.


#4 Community-Bewertungsphase

Obwohl einige Personen das Vergeben von Likes in dieser Phase präferieren, birgt diese Form der Bewertung die Gefahr, dass durch die reine Vergabe von Likes gewisse Ideen bzw. Nutzer:innen favorisiert werden. Dies kann insbesondere bei besonders lustigen oder ausgefallenen Ideen der Fall sein oder wenn ein:e Nutzer:in viele Bekannte hat, die für die Idee stimmen. Durch die reine Vergabe von Likes kann das Ergebnis der Bewertung verfälscht werden und so zu nicht zufriedenstellenden Ergebnissen für die Auftraggebenden führen.

Werden die Ergebnisse der Community-Bewertung in der anschließenden Jury-Bewertung aufgrund solcher Ausrichtungen ignoriert oder nicht miteinbezogen, kann dies das Vertrauen der Nutzer:innen in den Prozess schwächen und dazu führen, dass sie nicht mehr aktiv am Ideenwettbewerb teilnehmen. Einige Teilnehmer:innen der Umfrage wünschen sich eine noch stärkere Ausprägung der Gamification-Aspekte, besonders in der Community-Bewertung.


#5 Jury-Bewertungsphase und Auswahl

Auch hier ist die Kommunikation des Ablaufs und der Dauer des Prozesses seitens der Verantwortlichen sehr wichtig, damit die Nutzer:innen einen Einblick erhalten, wie ihre Ideen bewertet werden. Dies kann das Vertrauen der Crowd in den Prozess und das Gefühl der Verbundenheit mit der Plattform stärken. Dies kann durch die Dokumentation des Prozesses und regelmäßigen Ankündigungen und Beiträgen leicht umgesetzt werden.


#6 Abschlussphase

Auch in dieser Phase sind Kommunikation und Transparenz die ausschlaggebenden Aspekte, auf die geachtet werden muss. Da die Gewinner:innen erst bei den Prämierungsevents über ihren Gewinn informiert werden und dieser Prozess oft einige Wochen in Anspruch nimmt, ist es wichtig, die Crowd laufend über die Schritte im Hintergrund zu informieren. Die Teilnehmenden möchten erfahren, warum gewisse Prozesse länger dauern (z.B. die Jury-Bewertungsphase) und auch Informationen darüber erhalten, wer in welcher Form die Ideen nutzt und umsetzt.

Prämierungsevents stellen einen wichtigen Punkt im Prozess dar. Das physische Zusammenkommen aller Gewinner:innen, den Auftraggebenden, der Expert:innen und weiterer relevanter Stakeholder unterstützt die Vermittlung der Wertschätzung gegenüber der Crowd und zeigt, dass die Ideen nach Ablauf der Ideenwettbewerbe nicht ungenutzt in internen Prozessen verloren gehen.


#7 Reflexions- und Umsetzungsphase

Besonders in der Phase nach Ablauf des Ideenwettbewerbs und der Prämierung der Gewinner:innen ist noch viel Raum für Verbesserung. Da die Ideen nach Ablauf der Prämierungsphase an die Auftraggeber:innen übergehen, liegt die Verantwortung der Umsetzung und möglichen Zusammenarbeit mit den Ideenbringenden bei diesen. Das Aufrechterhalten der Kommunikation zwischen Intermediär und Auftraggeber:innen, um die Crowd über die Entwicklungen der Ideen zu informieren, ist hier ein essenzieller Aspekt, um das Vertrauen der Crowd zu stärken.

Nach Ablauf der Ideenwettbewerbe können die Gewinner:innen zu weiteren Entwicklungsworkshops eingeladen werden, falls dies seitens der Auftraggebenden gewünscht ist. Dies würde eine Möglichkeit bieten, alle Stakeholder und Verantwortlichen an einen Tisch zu setzen und somit die Umsetzung der Ideen zu gewährleisten. Zusätzlich können die nicht prämierten Ideen zur freien Weiterentwicklung zur Verfügung gestellt werden, wenn der Auftraggebende diese nicht umsetzen möchte oder kann. So können auch Ideen, die vielleicht nicht genau zu der Aufgabenstellung gepasst haben, von den Bürger:innen umgesetzt werden.


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Eva Hollauf

Eva Hollauf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Innovation & Value Creation der Salzburg Research Forschungsgesellschaft, mit einem Ausbildungshintergrund in Innovationsmanagement und Anthropologie. Ihre Forschungsinteressen liegen in der frühen Innovationsphase und den Erfolgsfaktoren der frühen Stakeholder-Integration in interdisziplinären Innovationsprozessen, durch Open Innovation und Co-Creation-Methoden.


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Salzburg Research Forschungsschwerpunkt(e): Publiziert am 30. Nov 2021
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