Ende Jänner gab es endlich Schnee – und kein Halten mehr. Wir testeten den Atomic Connected Boot Sensor-Strap mit der dazugehörigen Turnalizer App. Die Sensoren am Skischuh und die dazugehörige App ermitteln unter anderem mit dem “Carving Score” persönliches Feedback zur Bewegungsqualität bei jedem Schwung. So ist es uns bei der Datenerhebung gegangen:
Die Messung und Bewertung der Bewegungsqualität spielen eine wichtige Rolle im Sport. Bestehende Systeme geben jedoch oft nur vage Informationen und sind nicht auf bestimmte Sportarten, wie etwa das Skifahren, ausgerichtet. Salzburg Research entwickelte gemeinsam mit Atomic und der Universität Salzburg in mehreren Forschungszyklen den Connected Boot.
Mit diesem intelligenten Skischuh wird die Qualität des Skifahrens mit Hilfe einer Vielzahl von Sensortechnologien und maschinellem Lernen bewertet. Das individuelle Fahrverhalten wird gemessen, skirelevante Parameter wie Aufkantwinkel oder Geschwindigkeit berechnet und das Fahrkönnen mit dem eigens entwickelten „Carving Score“ beurteilt.
Durch individuelles Feedback zur Bewegungsqualität bei jedem Skischwung und während des gesamten Skitages erhalten Skifahrende besseren Einblick in die eigene Leistung. Sie können an ihrer Technik feilen und so das Skierlebnis verbessern.
Testfahrten im Winter 2022/23
Im Rahmen einer breiten Studie 2023 wurden zahlreiche Hobbyskiläufer:innen eingeladen, diese neue, mit Profis entwickelte Technologie zu testen. Mit der Studie soll der Algorithmus des Carving Scores für eine breitere Zielgruppe validiert und die Akzeptanz der technologischen Lösung unter den Nutzer:innen untersucht werden.
Bevor die eigentliche Studie startet, haben wir intern das entwickelte System auf Herz und Nieren getestet. Dazu ging es Ende Jänner bei besten Schnee- und Pistenverhältnissen auf den Katschberg an der Grenze zwischen Salzburg und Kärnten.
Mit dem Connected Boot auf der Piste – die Vorbereitungen
Die Turnalizer-App war schnell auf das Android-Smartphone geladen. Und die Sensoren wurden zur Sicherheit in der Nacht vor dem geplanten Skitag aufgeladen.
Frisch aufgeladen wurden die Sensoren dann in die vorgesehene Halterung am Sensor-Strap geschoben, das Kabel in die Kabelführung gesteckt und am Sensor-Strap angeschlossen. Es war leicht herauszufinden, welcher Sensor in welchen Strap gehört – nämlich der linke Sensor in den linken Strap und der rechte in den rechten -, weil die Anschlusskabel entsprechend vorgeformt sind.
Wenn der am Strap angeschlossene Sensor grün und blau blinkt, ist alles in Ordnung! Grün bedeutet: Der Sensor ist am Strap angeschlossen und läuft. Blau bedeutet: Bluetooth-Verbindung hergestellt. Die App am Smartphone zeigt ebenfalls den Ladestand der Sensoren an.
Rotes, violettes oder gar kein Lichtsignal deuten hingegen auf unzureichende Akkuladung bzw. fehlgeschlagenen Verbindung des Sensors hin. In diesem Fall: nochmal versuchen und/oder den Akku der Sensoren laden.
Beim Montieren des Sensor-Straps am Skischuh ist darauf zu achten: linker Sensor auf den linken Skischuh, rechter Sensor auf den rechten Schuh. Und für eine korrekte Datenerfassung wichtig: Der Sensor soll mittig auf der Rückseite des Skischuhs positioniert werden.
Zugegeben: Die Skihose passt nur mehr knapp über den mit dem Sensor bestückten Skischuh, aber es geht!
Nur noch schnell Bluetooth- und GPS-Funktion sowie die App am Smartphone aktivieren. Weil die Herstellung der Verbindung zwischen App und den Sensoren ein Weilchen dauert, macht es Sinn, das noch im warmen Skidepot oder sogar schon am Vortag zu erledigen. Und dann geht es auch schon ab auf die Piste!
Wir sind gespannt!
Erfahrungsbericht Connected Boot: Die ersten Ergebnisse
Die Neugier ist groß! Daher wird gleich bei der Fahrt am Sessellift der Carving-Score der vorangegangenen Abfahrt gecheckt. Und siehe da: ein Schwung hat sogar den Carving-Score von 10 – die höchste Bewertung – erreicht.
Erkenntnisse aus der Fahrt mit dem Connected Boot und der Turnalizer-App
Die Fahrt mit dem Connected Boot von Atomic und der Turnalizer-App von Salzburg Research brachte einige interessante Erkenntnisse zutage:
- Eine Seite ist besser: In der App wird jeder Schwung separat ausgewertet. Und hier fällt auf, dass der rechte Schwung bei unserem Testskiläufer im Durchschnitt besser ist als der linke. Das war eine interessante Erkenntnis und führte dazu, dass von nun an besonderes Augenmerk auf die linken Schwünge gelegt wird.
- Nachmittags werden die Werte schlechter: Nach zig Fahrten lässt sich eindeutig feststellen, dass nachmittags der durchschnittliche Carving-Score nachlässt. Das kann einerseits an der schlechter werdenden Piste liegen, andererseits an der zunehmenden Ermüdung liegen. Letzteres ist Gegenstand der aktuellen Forschung. Ziel ist, Ermüdung rechtzeitig zu erkennen und die Skifahrenden zu warnen.
- Je flacher die Piste, desto besser der Carving-Score: Je flacher die Piste, desto besser kann ein Carving-Schwung gezogen werden. Je steiler das Gelände, desto eher ist der Schwung gerutscht (drifted).
- Der durchschnittliche Carving-Score erreicht kaum mehr als 7: Am Anfang und Ende der Fahrt nimmt der Score ab, das drückt den Mittelwert der gesamten Fahrt. Grund dafür ist wohl, dass hier meist auf viele andere Skifahrende Rücksicht genommen werden muss.
Und zum Schluss noch eine Selbsterkenntnis und Bitte an andere Testerinnen und Tester:
Der Carving-Score ist nicht alles! Priorität hat die eigene Gesundheit und die der anderen Skifahrenden. Bitte fahren Sie rücksichtsvoll und Ihrem Können angepasst.
Was bedeuten die Ergebnisse?
App-Infos + Carving Score
Ein zentrales Ergebnis ist der sogenannte “Carving Score”. Er reicht von “1” bis “10”, wobei “10” das beste Ergebnis ist, das aber üblicherweise nur von Profi-/Top-Skifahrer:innen bei optimalen Bedingungen erreicht werden kann.
- 1 = Schneepflug/”Pizzaschnitte” (snow plow)
- 2 = gekurvter Schneepflug (snow plow)
- 3 – 6 = Umsteige- oder Parallelschwung (drifting)
- 7 – 10 = Carving-Schwung (carving)
Mehr zum Carving Score: Snyder, C.; Martinez, A.; Jahnel, R.; Roe, J.; Stöggl, T. (2021). Connected Skiing: Motion Quality Quantification in Alpine Skiing. In: Sensors 2021, 21, 3779.
Weitere Informationen in der App
Tagesübersicht:
- Anzahl der Läufe (Runs)
- Anzahl der Schwünge (Turns)
- Höhenmeter (Vertical)
- Dauer des Skilaufens (Skiing time)
Übersicht Runs (alle Läufe/Abfahrten):
- Anzahl der Schwünge (Turns)
- Höhenmeter (Vertical)
- Zurückgelegte Strecke (Distance)
- Durchschnittlicher Carving Score (Average carving)
Detaillierte Informationen pro Run (Lauf/Abfahrt):
Volume
- Run Time = Dauer des Skilaufs (bspw. von Berg- bis Mittelstation)
- Ski Time = Dauer des Laufes
- Stops = Anzahl der Stopps während des Laufs
- Stops Time = Dauer der Stopps während des Laufs
- Vertical = Zurückgelegte Höhenmeter
- Distance = Zurückgelegte Strecke
- Turns = Anzahl der Schwünge während des Laufs
- Carved Turns = Anzahl der gecarvten Schwünge während des Laufs (Carving Score zwischen 7 und 10)
Intensity = Die Intensität des Laufs
- Average speed = Durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit
- Maximum speed = Maximale Fahrgeschwindigkeit
- Average G-Force = Mittlere Radialbeschleunigung (während der Schwünge) in g
- Maximum G-Force = Maximale Radialbeschleunigung
- Edging velocity start – end = Information darüber, wie schnell der Ski „Auf die Kante“ gebracht wird
- Turn time = Mittlere Dauer der Schwünge in Sekunden
- Turn size = Mittlere Länge der Schwünge (in Metern)
Quality = Die Qualität des Laufs
- Ski parallel angle = Parallelität der Schwünge (in Grad) – Kleiner=Besser
- Carving Score
- Effective edging
- Left edging = Aufkantwinkel des Linken Skis (Schnitt, in Grad)
- Right edging = Aufkantwinkel des Rechten Skis (in Grad)
Turns = Informationen zu den einzelnen Schwüngen des Laufs
- Edging = Aufkantwinkel
- Size = Länge des Schwungs
- Duration = Dauer des Schwungs
- Speed = Durchschnittsgeschwindigkeit während des Schwungs
In der App bekommst du neben dem Tagesdurchschnitt auch die Auswertung des Carving Scores für die einzelnen Schwünge während deines Skilaufs.
Möchten Sie auch erfahren, wie gut ihr Carving-Score ist?
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Sie planen einen Skitag und möchten gerne wissen, ob Ihr Skischwung gecarvt oder eher gerutscht ist? Erstmals können im Winter 2022/23 auch Hobbyskiläufer:innen neueste Technologien ausprobieren, die mit Profis entwickelt wurden. So geht’s: Ski-Strap mit integrierter Sensortechnologie kostenlos ausleihen und am eigenen Skischuh befestigen, App installieren und ab auf die Piste.
Nach jeder Abfahrt bekommen Sie unmittelbar eine Auswertung Ihrer Carving-Schwünge auf’s Handy.
Hier anmelden:
Wer am Ende des Tests unsere Forschung unterstützt, indem er/sie einen Fragebogen auffüllt, kann zudem an der Verlosung teilnehmen. Unter allen vollständig ausgefüllten Umfragen verlosen wir:
- 1 Paar Atomic Ski
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Auslosung nach Studienende Mai 2023