2013-07-19:
Fahrzeuge liefern als „mobile Sensoren“ Daten für eine verbesserte Information zur aktuellen Verkehrslage
Über 300 Autos sind gegenwärtig mit einem GPS-Gerät auf Salzburgs Straßen unterwegs und übermitteln, wie gut sie gerade vorankommen. Die Daten werden über das Handy-Netz regelmäßig anonym an einen Zentralcomputer gesendet und ausgewertet. Mit Hilfe dieser Information zu Echtzeit-Verkehrsströmen soll die Qualität der Verkehrsinformation im gesamten Bundesland verbessert werden – davon sollen in Zukunft sowohl Verkehrsteilnehmer wie auch die Umwelt profitieren.
Verkehrsprognosen gehen davon aus, dass im Bundesland Salzburg bis 2015 mit einem weiteren Anstieg der PKW-Reisezeiten von ca. 10 bis 15 Minuten pro Fahrt infolge der zunehmenden Verkehrsnachfrage zu rechnen ist. Die Herausforderung besteht darin, die bestehende Verkehrsinfrastruktur effizienter zu nutzen.
„Erweiterungen der Verkehrsinfrastruktur sind nur punktuell möglich. Außerdem erfordert eine vollständige Überwachung der Verkehrslage mit stationären Sensoren bauliche Maßnahmen und die sind teuer“, gibt Landesbaudirektor DI Christian Nagl zu bedenken. In der Modellregion Salzburg geht man mit Floating-Car-Data (FCD) einen anderen Weg zur flächendeckenden Erfassung von Verkehrszuständen. „Mit Floating-Car-Data bezeichnet man Daten, die direkt aus Fahrzeugen stammen, die aktuell am Verkehrsgeschehen teilnehmen. Damit werden Autos zu mobilen Sensoren, die natürlich am besten über das Vorankommen auf den Straßen Bescheid wissen“, erklärt Projekt- und Kompetenzzentrumsleiter Dr. Karl Rehrl von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft.
Diese in Echtzeit erfassten Verkehrsströme können dabei helfen, den aktuellen Verkehrszustand möglichst genau zu erfassen, um Verkehrsteilnehmer bestmöglich zu informieren bzw. die Verkehrssteuerung zu optimieren. Damit könnte zukünftig zum Beispiel die Steuerung von Ampelanlagen optimiert werden, sodass Staus im Idealfall gar nicht entstehen. „Momentan befinden wir uns in der Aufbauphase. Wir beantworten Fragen nach dem idealen Flottenmix, d.h. welche Straßen werden von welchen Fahrzeugen zu welcher Tageszeit befahren, um zum Beispiel die notwendige Anzahl an Fahrzeugen zu berechnen. Ziel ist es, eine flächendeckende, zuverlässige und vor allem aussagekräftige Echtzeit-Verkehrslage für das gesamte Bundesland zu generieren. Aber auch Fragen zur Wirkung von unterschiedlichen Verkehrssteuerungsmaßnahmen soll in der Modellregion nachgegangen werden“, erläutert Salzburg Research-Forscher Karl Rehrl.
Bereits über 300 „mobile Sensoren“ unterwegs
Dank der Zusammenarbeit mit der Ö3-Verkehrsredaktion haben sich auch „Ö3ver“ als Teilnehmer zur Verfügung gestellt. „Mit dem Einbau eines GPS-Senders in ihr Auto – ganz einfach in den Zigarettenanzünder gesteckt und mittels Saugnapf an eine Autoscheibe geklebt – helfen die Ö3ver zusätzlich mit wertvoller Information zur aktuellen Verkehrssituation“, sagt Ö3-Verkehrschef Thomas Ruthner.
Einer dieser freiwilligen Ö3ver ist Rudolf Egger: „Als Selbständiger bin ich ständig im Termingeschäft – Verzögerungen auf der Straße betreffen mich unmittelbar. Meine Teilnahme an diesem Pilotprojekt ist daher eine Investition in die Zukunft“, sagt Rudolf Egger, Immobilienmakler in St. Johann im Pongau.
Mittlerweile sind zahlreiche Fahrzeugflotten – darunter jene des Salzburger Hilfswerks, des ÖAMTC Salzburg und der Porsche Holding – mit GPS-Modulen ausgestattet. Auch das Österreichische Rote Kreuz, Landesverband Salzburg beteiligt sich am Projekt. „Wir verwenden schon seit geraumer Zeit ein modernes Tracking im Einsatzleitsystem und stellen diese Daten nun auch für das Projekt FCD Modellregion Salzburg zur Verfügung“, sagt Landesrettungskommandant Anton Holzer.
Persönliche Daten sind geschützt
Im Projekt FCD Modellregion Salzburg wird Wert auf ein höchstes Maß an Datenschutz unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte gelegt. „Gerade in Zeiten der zunehmenden Überwachung ist uns der sorgfältige Umgang mit Daten ein besonderes Anliegen. In der FCD Modellregion werden umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Anonymität der Daten sicherzustellen: jede Fahrt wird anonym ausgewertet und kann nicht auf einzelne Fahrer oder Fahrzeuge zurückverfolgt werden. Außerdem werden die exakten Start- und Endpunkte einer Fahrt automatisch entfernt. In Sachen Datenschutz erfüllen wir sämtliche Richtlinien des österreichischen Datenschutzgesetzes. Das Projekt wurde von Juristen geprüft und bei der österreichischen Datenschutzkommission unter der DVR-Nr. 4008479/002 gemeldet“, erläutert Projektleiter Karl Rehrl von Salzburg Research.
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Machen auch Sie mit! Freiwillige gesucht!
Möchten auch Sie sich an der Erfassung von Verkehrsdaten beteiligen und Teil der FCD Modellregion Salzburg werden? Wir suchen weitere Freiwillige – Privatpersonen genauso wie Fahrzeugflotten –, die bereit sind, zumindest ein Jahr lang einen GPS-Sender im Fahrzeug mitzuführen.
Kontaktieren Sie uns unter der E-Mail-Adresse: info@its-austriawest.at
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FCD Modellregion Salzburg | Kompetenzzentrum ITS Austria West
Das Projekt FCD Modellregion Salzburg wird von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft im Auftrag des Landes Salzburg im Rahmen des Landeskompetenzzentrums ITS Austria West durchgeführt. „Dieses Projekt zeigt, dass Salzburg Research im Bereich der innovativen Forschung internationale Maßstäbe setzt. Die Landesforschungsgesellschaft ist mittlerweile ein wichtiger Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Salzburg und leistete damit einen wertvollen Beitrag für zukunftsfähige Arbeitsplätze im Land.”, so Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer, der für Salzburg Research verantwortlich ist. Kooperationspartner sind Obus SLB der Salzburg AG, Salzburger Verkehrsverbund GmbH, ASFINAG Maut Service GmbH sowie die Ö3 Verkehrsredaktion.
Das Landeskompetenzzentrum ITS Austria West unter der Leitung der Salzburg Research Forschungsgesellschaft wurde 2011 im Rahmen des Programms “Attraktivierung des ÖPNV – technische Grundlagen“ des Klima- und Energiefonds (KLI.EN) gegründet. Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich sowie weiteren Unternehmenspartnern wird eine integrierte Verkehrsdatenplattform für die Länder Salzburg und Oberösterreich entwickelt. In unterschiedlichen Projekten werden jeweils spezifische Teile einer integrierten Verkehrsdatenplattform bearbeitet.
Eine integrierte Verkehrsdatenplattform ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu intelligenten Verkehrssystemen (ITS). Ziel einer integrierten Verkehrsdatenplattform ist es, alle verkehrsrelevanten Daten aus den unterschiedlichsten Quellen zu integrieren, sie aufzubereiten und Verkehrsinformationssystemen wie der Verkehrsauskunft Österreich über definierte Schnittstellen zur Verfügung zu stellen. Ein zentrales Ziel der Verkehrsdatenplattform ist daher die Generierung einer bundeslandweiten Echtzeit-Verkehrslage. Die Echtzeit-Verkehrslage bildet die Basis für eine dynamische Verkehrsauskunft bzw. adaptive Verkehrssteuerung.
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Rückfragehinweis:
Dr. Karl Rehrl
Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH
Jakob Haringer Straße 5/3 | 5020 Salzburg, Austria
T +43.662.2288-416 | F +43.662.2288-222
karl.rehrl@salzburgresearch.at | www.salzburgresearch.at