Autarkie in Energiegemeinschaften: Wie viel Unabhängigkeit ist möglich und wirtschaftlich? 

Das Forschungsprojekt Autarkity von Salzburg Research untersucht, wie Energiegemeinschaften ihren Autarkiegrad steigern können. Aber Autarkie ist nicht gleich Autarkie – der Begriff wird oft unscharf verwendet. Hier erfahren Sie, wie sich die drei zentralen Formen der Energie-Autarkie unterscheiden lassen. Und die Einladung an Sie: Werden Sie Teil der Diskussion! 

Autarkie ist ein Begriff, der im allgemeinen Sprachgebrauch oft etwas schwammig verwendet wird. Besonders wenn es um Energie geht, gibt es jedoch klare Definitionen, die für einen guten Diskurs auch benötigt werden. Im Forschungsprojekt Autarkity beschäftigt sich Salzburg Research aktuell mit dem Thema Autarkie in Energiegemeinschaften und wie man den Autarkiegrad steigern kann. 

Drei zentrale Formen der Energie-Autarkie 

In unseren Betrachtungen unterscheiden wir dabei zwischen bilanzieller Autarkie, lastgerechter Autarkie und technischer Autarkie. Die Differenzierung ist notwendig, um den tatsächlichen Nutzen verschiedener Autarkiekonzepte zu bewerten. 

1. Bilanzieller Autarkiegrad 

Bilanzielle Autarkie bezeichnet den Zustand, in dem ein System (hier also eine Energiegemeinschaft) über einen bestimmten Zeitraum (z. B. ein Jahr) rechnerisch so viel Energie selbst erzeugt, wie es verbraucht. Dabei wird nicht betrachtet, ob Erzeugung und Verbrauch zu jedem Zeitpunkt übereinstimmen, sondern nur die Gesamtbilanz über den Zeitraum. Ein Beispiel wäre ein Gebäude, das im Jahresverlauf genau so viel Strom aus einer Photovoltaikanlage produziert, wie es verbraucht – auch wenn es in einzelnen Momenten Strom aus dem Netz bezieht.  

Praktisch kann man den bilanziellen Autarkiegrad definieren als „Eigenerzeugung / Gesamtverbrauch“, das darf man nicht verwechseln mit dem Eigenversorgungsgrad, der sehr ähnlich definiert ist als „Eigenverbrauch / Gesamtverbrauch“. 

Abseits von Energiegemeinschaften hat sich Österreich als Nation das Ziel gesetzt, bis 2030 den Gesamtverbrauch an Strom bilanziell zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen (Referenz: energie.gv.at). 

2. Lastgerechte Autarkie 

Lastgerechte Autarkie bedeutet, dass ein Energiesystem zu jedem Zeitpunkt den eigenen Energiebedarf aus der eigenen Erzeugung (inkl. Batteriespeicher) decken kann. Im Gegensatz zur bilanziellen Autarkie, bei der nur die Gesamtbilanz über einen bestimmten Zeitraum betrachtet wird, setzt lastgerechte Autarkie voraus, dass Erzeugung und Verbrauch zu jedem Zeitpunkt übereinstimmen. Ein Beispiel wäre ein Gebäude mit einer PV-Anlage, das zu jeder Tages- und Nachtzeit genau den benötigten Strom selbst produziert oder gespeicherte Energie zur Verfügung stellt, sodass keine Energie aus dem Netz bezogen werden muss. In der Praxis ist das oft schwer (und viel schwerer als die bilanzielle Autarkie) zu erreichen, da wetterabhängige Erzeuger (z. B. PV oder Wind) nicht immer mit dem Lastprofil übereinstimmen. Ein lastgerechter Autarkiegrad von 50% bedeutet, dass für die Hälfte des Betrachtungszeitraumes (z.B. einem Jahr) lastgerechte Autarkie gegeben ist. 

3. Technische Autarkie 

Technische Autarkie beschreibt die Fähigkeit eines Systems, unabhängig von externer Infrastruktur (z. B. Strom-, Gas- oder Wärmenetz) zu funktionieren. Im Gegensatz zur bilanziellen Autarkie, die sich nur auf eine rechnerische Jahresbilanz bezieht, und zur lastgerechten Autarkie, die eine Deckung zu jedem Zeitpunkt erfordert, betont die technische Autarkie zusätzlich die Unabhängigkeit von externen Netzen und Versorgungssystemen. Ein Beispiel wäre ein Inselnetz, das mit PV, Windkraft, Batteriespeichern und einem Backup-Generator vollständig eigenständig betrieben wird, ohne an ein öffentliches Stromnetz angeschlossen zu sein. 

Viele moderne Wechselrichter ermöglichen es Haushalten, bei einem Netzausfall in den Inselbetrieb zu wechseln, sodass sie sich zeitweise aus einer eigenen PV-Anlage und einem Batteriespeicher versorgen können. Diese Funktion bietet damit punktuelle technische Autarkie auf Haushaltsebene.  

In Energiegemeinschaften ist dieser Inselmodus nicht umsetzbar, da die Teilnehmenden über das öffentliche Stromnetz verbunden sind. Sobald ein Haushalt in den Inselbetrieb wechselt, trennt er sich physikalisch vom Netz, wodurch keine Energie mehr mit anderen Mitgliedern der Energiegemeinschaft geteilt werden kann.  

Wie kann Autarkie in Energiegemeinschaften erreicht werden? 

Das Projekt Autarkity konzentriert sich insbesondere auf die lastgerechte Autarkie und untersucht, wie innovative Technologien den Autarkiegrad in Energiegemeinschaften erhöhen können und ob der Wunsch nach Autarkie mit einer tatsächlichen Zahlungsbereitschaft der Nutzer:innen einhergeht. 

Mitmachen & Vernetzen 

Sie sind Teil einer Energiegemeinschaft, haben eine innovative Idee oder Produkt in diesem Bereich oder interessieren sich ganz einfach für das Thema Autarkie in Energiegemeinschaften? Dann kontaktieren Sie uns! 


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Stefan Linecker

Stefan Linecker ist Spezialist für Softwareentwicklung im Kommunikationsumfeld. Nach Industrie-Jobs im Bereich Streaming Media und Mission Critical Communication ist er seit 2018 Researcher im Bereich Intelligent Connectivity. Seine Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf Querschnittsthemen von Kommunikation und Energie.


Salzburg Research Forschungsbereich(e):
Salzburg Research Forschungsschwerpunkt(e): Publiziert am 26. März 2025
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