Mit Technologie die eigene Skitechnik analysieren und Unfälle vermeiden
Skifahren ist in vielen Ländern eine beliebte Sportart. Der Sport bietet erhebliche touristische, wirtschaftliche sowie gesundheitliche Vorteile, ist jedoch gleichzeitig mit einem hohen Unfallrisiko verbunden. Salzburg Research hat gemeinsam mit Partnern ein Verfahren zur Qualitätsbewertung des Skifahrens entwickelt und getestet. Es soll Skifahrenden dabei helfen, ihre Skitechnik zu analysieren und dadurch Unfälle und Verletzungen zu vermeiden.
Um das Risiko von Unfällen und Todesfällen zu verringern, ist es wichtig, dass Skifahrende ihr eigenes Fahrkönnen zutreffend einschätzen können. Dafür hat Salzburg Research gemeinsam mit Partnern ein auf Sensortechnologie basierendes Feedbacksystem – den sogenannten Connected Boot – mit Profi-Skifahrenden entwickelt. In einer Pilotstudie wurde im Winter 2024 getestet, wie auch Freizeit-Skifahrende von dieser Technologie profitieren, um ihre Skitechnik zu beurteilen und zu verbessern. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Frontiers in Sports and Active Living veröffentlicht.
Sensortechnologie analysiert skifahrerisches Können
Die Forschenden um Christina und Stefan Kranzinger haben mithilfe eines IMU-Sensorsystems, dem sogenannten „Connected Boot“, die Skifahrqualität von 62 Freizeit-Skifahrenden analysiert. Der „Connected Boot“ erfasst kinematische Parameter wie Kantenwinkel, Geschwindigkeit und Kräfte, um daraus eine Qualitätsbewertung auf einer Skala von 1 bis 10 zu erstellen.
„Der Ski Quality Score wurde aus Messdaten mit Profi-Skifahrenden entwickelt und gibt den Freizeit-Skifahrenden unmittelbares Feedback nach jeder Abfahrt direkt auf das eigene Smartphone“
– Stefan Kranzinger, Data Scientist bei Salzburg Research
Jeder einzelne Schwung, der Durchschnitt jeder Abfahrt sowie der Tagesdurchschnitt werden mit dem Score von 1 bis 10 automatisiert ausgewertet, wobei „1“ einem „Schneepflug bzw. Pizzaschnitte“ entspricht und „10“ üblicherweise nur von Profi- oder Top-Skifahrenden bei optimalen Bedingungen erreicht werden kann.
Die Ergebnisse wurden mit der subjektiven Selbsteinschätzung der Teilnehmenden verglichen, die vor und nach der Nutzung der Technologie auf der Piste erhoben wurde.
Innovative Methodik: Living Lab Ansatz
Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen eines Living-Lab-Ansatzes. Dabei wählten die Teilnehmenden ihre Skigebiete selbst aus und nutzten das Sensorsystem in realen Umgebungen. Diese benutzerzentrierte Herangehensweise lieferte authentisches Feedback und wertvolle Einblicke für die Weiterentwicklung der Technologie.
Zentrale Ergebnisse
Die Mehrheit der Teilnehmenden stimmte zu, dass das Connected Boot-Sensorsystem nützliche Informationen zum Skifahren lieferte und ihren Skistil verbessern konnte. Zentrale Ergebnisse der Studie sind:
- Hohe Korrelation zwischen Technologie und Selbsteinschätzung: Die ermittelten Ski-Qualitätsscores korrelierten stark mit der subjektiven Einschätzung der Carving-Fähigkeiten. Dies bestätigt die Zuverlässigkeit der Technologie, auch bei Freizeit-Skifahrenden.
- Genderunterschiede: Weibliche Teilnehmende passten ihre Selbsteinschätzung nach der Nutzung der Technologie deutlich an, während dies bei männlichen Teilnehmenden weniger ausgeprägt war. Diese Unterschiede könnten auf unterschiedliche Wahrnehmungen und Reaktionen auf Feedback zurückzuführen sein.
- Erfahrung beeinflusst Ergebnisse: Skifahrende mit mehr als 15 Tagen Skierfahrung pro Saison erzielten signifikant höhere Qualitätsscores als weniger erfahrene Teilnehmende.
„Die Studie zeigt, dass der „Connected Boot“ ein wertvolles Werkzeug zur Verbesserung der Skifahrtechnik sein kann, indem er den Nutzenden ein direktes und präzises Feedback liefert. Dies könnte nicht nur die Freude am Sport steigern, sondern auch das Risiko von Unfällen durch Überbewertung der eigenen Fähigkeiten reduzieren.“
– Stefan Kranzinger, Data Scientist bei Salzburg Research
Hintergrundinformation
Der Connected Boot wurde von Salzburg Research gemeinsam mit Atomic und der Universität Salzburg im COMET-Projekt „Digital Motion in Sports, Fitness and Well-being“ entwickelt. Die Studie mit Freizeit-Skifahrenden wurde vom Land Salzburg im Rahmen von Folgeprojekten gefördert.
Publikation: Christina Kranzinger, Stefan Kranzinger, Eva Hollauf, Harald Rieser, Thomas Stöggl (2024): Skiing quality analysis of recreational skiers based on IMU data and self-assessment. In: Frontiers in Sports and Active Living, 24 December 2024, Sec. Sports Science, Technology and Engineering, Volume 6 – 2024. https://doi.org/10.3389/fspor.2024.1495176
Mehr Informationen in der Presseinformation: Feedback in Echtzeit: Wie Freizeit-Skifahrende durch innovative Technologie von Profis lernen können