Second Screen – mittun statt nur zuschauen
Bei neunten Salzburger Medientag stand die Renaissance von Fernsehen als Gemeinschaftserlebnis im Mittelpunkt:
Fernsehen war immer schon ein Gemeinschaftserlebnis und dennoch ist Social TV der große Trend, wenn es um die Zukunft des Fernsehens geht. Smartphones, Tablet-Computer und Notebook übernehmen zunehmend die Funktion des interaktiven, mit dem Internet verbundenen TV Begleiters, mit dem sich die einst passiven Couchpotatoes nun vor, während und nach der Ausstrahlung über Fernsehsendungen austauschen, weit über die Grenzen des eigenen Wohnzimmers hinaus.
Der Second Screen setzt sich immer mehr durch: Studien zeigen, dass in Deutschland schon fast die Hälfte aller Internetznutzer während des Fernsehens auf einem zweiten Gerät online sind – um E-Mails abzurufen, sich Zusatzinfos zu TV-Sendungen zu besorgen oder um Werbepausen zu überbrücken. Die Aufmerksamkeit fürs Fernsehprogramm auf dem „Big Screen“ schwindet weiter. Das hat noch unabsehbare Folgen für Fernsehmacher und Werbewirtschaft, eröffnet gleichzeitig aber völlig neue Chancen in der Kommunikation mit dem Publikum.
Um den Second Screen drehte sich der 9. Salzburger Medientag am Freitag, 14. September 2012, während der Fachmesse für Unterhaltungselektronik „Futura“ im Messezentrum Salzburg. Fachleute aus Deutschland und Österreich erläuterten in Theorie und Praxis, welche Potenziale und Herausforderungen der vermehrte Griff zum zweiten Bildschirm für Fernsehmacher, Werbewirtschaft, Unterhaltungsindustrie und Publikum hat oder haben kann.
Das Publikum einbinden, vom Publikum lernen
Noch reagieren Fernsehunternehmen recht zögerlich auf diese neue Entwicklung, die nicht einen Ersatz für, sondern eine Ergänzung zum linearen Fernsehen darstellt. Dennoch hat heuer im späten Frühjahr der Bayerische Rundfunk die Initiative ergriffen und das bislang umfangreichste Experiment gestartet: In der „Rundshow“ wurden nicht nur Videos von Zusehern in die Sendung eingebunden und Zuseher über Google-Hangout aus dem Wohnzimmer auf den Bildschirm gebracht. Über eine speziell programmierte App mit dem programmatischen Namen „Die Macht“ hatten die Zuseher die Möglichkeit über Themen abzustimmen, sogar bei der Themenwahl für die Sendung mitzubestimmen. Richard Gutjahr, Fernsehjournalist und Blogger, war Mastermind dieses Versuchs, in neue Dimensionen für das Fernsehen vorzudringen. Er berichtete beim 9. Salzburger Medientag über die Erfahrungen mit der „Rundshow“.
Wie ernst der Second Screen mittlerweile genommen wird, zeigt auch die Initiative eines großen Produzenten für Fernsehgeräte: Er lobt beim renommierten New York Television Festival heuer erstmals einen ansehnlich dotierten Preis für Produktionen aus, die den Second Screen als wesentlichen Bestandteil in ihre Kurzfilme integrieren.
Der 9. Salzburger Medientag
Der Salzburger Medientag am 14. September wurde heuer bereits zum neunten Mal von der Plattform Digitales Salzburg veranstaltet, die ein gemeinsames Vorhaben der Universität Salzburg, Fachhochschule Salzburg und der Forschungsgesellschaft Salzburg Research ist.
Das Ziel des eingetragenen Vereins ist es, die Forschungskompetenzen im Bereich des digitalen, interaktiven Fernsehens zu bündeln. Zwei Forschungsprojekte über die Akzeptanz von interaktivem Fernsehen hat die Plattform Digitales Salzburg mit Unterstützung von Land Salzburg und Europäischer Union bislang durchgeführt.
Kooperationspartner des Salzburger Medientags sind die ITG Salzburg, Cable Link der Kommunikationsexperte der Salzburg AG und RTR die Rundfunk und Telekom Regulierungsgesellschaft.